Wanne-Eickel. .
Im Januar 2009 war es aufgefallen: Die Tafel an einer Bahnunterführung an der Hauptstraße, die an ein Opfer des Ruhrkampfs erinnerte war verschwunden. Nun ist sie wieder aufgetaucht. Thomas Trosien hat sie zufällig entdeckt – in Essen.
Thomas Trosien wollte sich die sogenannte Sechs-Meter-Ebene im neuen Ruhrmuseum in Essen erst gar nicht anschauen. Sie zeigt die Geschichte der Sozialkämpfe im Revier. Dann entschied der 36-Jährige doch anders. Er sah sich um. Und entdeckte plötzlich – „auf Kniehöhe“ – ein Ausstellungsstück, das in Wanne-Eickel seit Monaten verzweifelt gesucht worden war. Eine Bronzetafel, die an den 1923 im Ruhrkampf getöteten Lokführer-Anwärter Fritz von der Höh erinnert.
Seit dem Winter 2008/2009 war die Tafel, die einst an der Eisenbahnunterführung Hauptstraße/Ecke Ulmenstraße hing, verschwunden. Laut einem Augenzeugenbericht hatten Männer in orangefarbener Arbeitskleidung sie abgenommen und anschließend die entstandene Lücke in der Fliesenwand verfüllt. Angesprochen auf den Grund der Demontage, sollen sie gesagt haben: „Alles in Ordnung, die Tafel wird eingelagert.“
Ein Zufallsfund von
Thomas Trosien
Zwei Mal recherchierten Heimatforscher und die WAZ nach dem Verbleib. Der Besitzer der Tafel, die Deutsche Bahn AG, konnte nicht für Aufklärung sorgen. Mehrere Stellen waren angefragt worden, sie alle konnten keine Auskunft geben. Im April dieses Jahres dann klebte Heimatforscher Heinrich Lührig eine Fotografie der bronzenen Plakette an jenen Brückenfeiler, an dem sie einst hing.
Jetzt also war es Thomas Trosien vorbehalten, Licht ins Dunkel zu bringen – zufällig. Geboren in Wanne-Eickel als Sohn eines Betriebseisenbahners, kennt der 36-Jährige die Ruhrkampf-Tafel seit Kindesbeinen an. „Und ich wusste, dass sie weg war“, sagt Trosien zur WAZ.
Das lokale Wissen war hilfreich, um den Verbleib des historischen Erinnerungsstückes aufzuklären. Die Beschriftung der Tafel im Ruhrmuseum nämlich verrät nicht, dass sie einst in Wanne-Eickel hing. Sie gibt aber Auskunft über etwas anderes: Die Tafel, so steht es geschrieben, ist eine „Schenkung der Deutschen Bahn AG, Niederlassung West, Produktionsdurchführung Duisburg“.
Wie es zu all dem gekommen ist? Eine Sprecherin des Museums erklärt auf WAZ-Nachfrage: „Das Museum hat im April 2008 eine Leihanfrage für die Dauerausstellung gestellt und die Tafel von der Bahn als Schenkung erhalten.“ Diese sei ein entscheidendes Erinnerungsstück für die Geschichte des Ruhrgebiets. „Dass wir es bekommen haben, freut uns sehr.“
Die Stadt ist weniger begeistert. „Wir haben nie eine Information von der Bahn bekommen, wo die Tafel abgelieben ist“, sagt Sprecher Horst Martens. Natürlich könne sie im Ruhrmuseum mehr Wirkung entfalten als an der Bahnunterführung in Wanne-Eickel, die Stadt aber hätte die Tafel auch gern gehabt – um sie im Emschertalmuseum zu zeigen. „Es ist das einzige Original, das an den Ruhrkampf erinnert“, sagt Martens.
Das Ruhrmuseum in Essen – eröffnet im Januar dieses Jahres – wusste eigenen Angaben zufolge von der Vorgeschichte nichts. „Auf Wunsch hätten wir Abdrücke machen können“, sagt die Sprecherin. Eine Anfrage bei der Deutschen Bahn AG in Düsseldorf blieb bis Montagabend unbeantwortet.