Herne. .
Die Stadt steigt in die Gespräche über die Zukunft der Primarstufe ein. Dabei will sie mit allen Schulleitern reden. Die haben sich schon vorab festgelegt: Alle Grundschulen sollen erhalten bleiben, fordern sie.
Welche Grundschulen werden geschlossen? Welche zusammengelegt? Und welche kommen – zumindest vorerst -- ungeschoren davon? Die Stadt will nun in den versprochenen Dialog mit den Beteiligten eintreten, um die Weichen für den neuen Schulentwicklungsplan zu stellen. Bis zum Sommer 2011, so die Zielvorgabe der Verwaltung, soll die Primarstufe in Herne neu geordnet sein, sprich: feststehen, welche Schule es trifft.
Noch mal zur Ausgangslage: Allein in den kommenden fünf Jahren verliert die Stadt rund 1000 Schüler, Tendenz weiter sinkend. Angesichts dieser Zahlen seien „schulorganisatorische Maßnahmen“ zwingend erforderlich, um eine gute Versorgung der Schüler sowie eine gute Qualität des Unterrichts auch weiterhin sicherzustellen, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. Was genau sie mit „schulorganisatorische Maßnahmen“ meint, das will sie noch nicht verraten. Als abgemacht aber gilt, dass Grundschulen zusammengelegt und geschlossen werden. Wie viele und welche es trifft, das sollen die Diskussionen der kommenden Monate zeigen. „Handlungsbedarf“ sieht die Verwaltung in Herne-Mitte, Herne-Süd, Pantrings Hof, Horsthausen und Elpeshof sowie in Wanne und Eickel.
Beim „ersten Aufschlag“ zum Schulentwicklungsplan 2014/2015 im Schulausschuss im September hatte Thierhoff die Bildung eines interfraktionellen Arbeitskreises vorgeschlagen, der – ähnlich wie die Haushaltskommission mit dem Sparpaket – ein gemeinsames Konzept erarbeitet. Nun hat die Beigeordnete Taten folgen lassen: Der Arbeitskreis sei auf dem Weg, so Thierhoff zur WAZ, außerdem kämen alle Schulleiter ins Boot. Noch in diesem Monat will die Bildungsdezernentin nach und nach in allen vier Stadtbezirken mit den Schulleitern sprechen, im Dezember dann noch einmal einzeln mit ihnen und den Schulpflegschaften. Bei den Gesprächen soll die Ausgangslage der Schulen diskutiert und beraten werden, auch mit Blick auf mögliche Entwicklungspotenziale (ein Stichwort: Offener Ganztag). Ziel der Gespräche sei eine „detaillierte Analyse der Situation vor Ort“ sowie „eine gemeinsame Einschätzung der Problemlage“.
Ob Letzteres erreicht werden kann, darf bezweifelt werden. In einer ersten Stellungnahme sprechen sich die Grundschulen schon mal vorab gegen Schulschließungen aus. In einem Brief an die Stadt schreibt Werner Lorenz, Sprecher der Herner Grundschulen, dass die Standort-Erhaltung der Grundschulen „dringend erforderlich“ sei; darüber, so der Leiter der Schule an der Schulstraße, herrsche unter den Schulleitern Einigkeit.
Die Schullandschaft, wirbt Lorenz für den Erhalt aller Schulen, müsse sich „den besonderen Gegebenheiten der sozialen Brennpunkte der Stadt Herne“ anpassen. Den Folgen von Problemen wie „Werteverfall“, „Migrationshintergründe“ oder „Kinderarmut“ könne nur entgegengesteuert werden, wenn es im Primarbereich gelinge, „Schonräume mit Wärme, Geborgenheit und der Vermittlung sozialer Werte zu bieten“. In überfüllten Klassen, stellt der Grundschulleiter-Sprecher klar, „ist dies sicher kaum zu schaffen“.
Lorenz spricht sich dabei für „gut ausgestattete Schulen“ aus, in denen die Kinder wohnortnah in kleinen Lerngruppen unterrichtet werden. Diese, so seine Folgerung, wären „für eine Kommune ein positives Aushängeschild – und eine Investition in die Zukunft“.