Herne..

Ein Fernsehteam hat den Tresor von Tankstellen-Krösus Erhard Goldbach gefunden. Ein Panzerknacker öffnete in stundenlanger Arbeit den riesigen Geldschrank aus den 1960er Jahren.

Der Schweiß steht ihm auf der Stirn. Oliver Diederichsen schiebt die Mini-Kamera ganz vorsichtig zwischen die aufgefrästen Stahlwände, dreht sie wie ein Chirurg bei der Herz-Operation. Die Menschen hinter dem Panzerknacker blicken gespannt auf den Monitor. Nein, da ist nichts. Vielleicht ein bisschen weiter rechts – auch nichts. Ernüchterung macht sich breit. Der Tresor ist leer. Die letzte Hoffnung auf die Goldbach-Millionen – zerschlagen!

Fünf Stunden vorher sind die Schatzsucher noch guter Dinge. Christoph Weber von der Produktionsfirma Taglicht-Media recherchiert gerade für eine neue WDR-Reihe die Lebensgeschichte von Erhard Goldbach. Dabei stößt er fast automatisch auf das Wohnhaus des 2004 verstorbenen Wanner Benzin-Multis. Dort steht der fast zwei Meter hohe Stahlschrank mit seinen 17 Zentimeter dicken Wänden. Ungeöffnet! Ein Glücksfall für den Fernsehmacher. Denn die 346 Millionen Mark, die Tankstellen-Krösus Goldbach (Goldin) der Steuer vorenthielt, wurden nie gefunden.

Versteckt hinter einer Geheimtür

Der Hausbesitzer hatte die Immobilie aus der Goldbach-Insolvenz-Masse erworben. Den Tresor entdeckt er per Zufall. Als er eine Tür im Keller zuschlägt, klappt die Wand nach vorne. Hinter der Geheimtür, die mit Magneten befestigt ist, steht der Geldschrank, geschickt versteckt wie im Krimi. Dem Entdecker ist’s unheimlich. Er schweigt über seinen Fund.

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Erst sechs, dann zwölf Jahre Haft

Sechs Jahre Haft waren das vorläufige Ende einer vermeintlichen Erfolgsgeschichte. Goldbach unterbot mit seiner 1956 gegründeten Tankstellen-Kette stets die Konkurrenz um einige Pfennige. Mehr als zwei Milliarden Mark soll er damit eingenommen haben. Dass der schillernde Spitzbartträger keine Mineralölsteuer zahlte und es auch sonst mit der Buchführung nicht besonders ernst nahm, wurde erst später bekannt.

1985 dann die zweite Verurteilung. Diesmal wegen Steuerhinterziehung zu zwölf Jahren. Erneut wird in der Presse Thema, dass seine Beziehungen in Politik und Behörden Goldbach lange Zeit vor Strafe bewahrt haben. Schon Anfang der 1970er Jahre soll das Zollamt Bochum etwas gewusst haben.

Mit Dumping-Preisen schaffte sich Erhard Goldbach eine vermeintliche Erfolgsgeschichte. Foto: Archiv, Ralf Piorr
Mit Dumping-Preisen schaffte sich Erhard Goldbach eine vermeintliche Erfolgsgeschichte. Foto: Archiv, Ralf Piorr © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





„Goldbach ist nach seiner Freilassung in den 90er Jahren wieder in das Haus gezogen“, sagt Christoph Weber. Er sei dann noch einmal verhaftet worden. Wohl auch, weil ständig Autos mit Schweizer Kennzeichen vorfuhren und Koffer weggetragen wurden.

Vergraben unterm Mittelpunkt

Er habe selbst schon immer geglaubt, dass der Tresor leer ist, sagt der Hausbesitzer. Deshalb habe er ihn auch nicht eher öffnen lassen. Von der Goldbach-Geschichte sei er mittlerweile nur noch genervt. Das sei ein Grund dafür, dass er anonym bleiben und den Standort des Hauses nicht genannt haben will. Schon oft habe er Schatzsucher vor der Tür stehen gehabt. „Damit ist jetzt hoffentlich Schluss.“ Das Geld muss woanders sein.

Die Millionen dürfte der Finder behalten. „Die Sache ist verjährt“, sagt Christoph Weber. Wem auch immer Goldbach das Schwarzgeld anvertraute: Der Besitzer könnte sich melden. Vielleicht liegt’s aber auch irgendwo vergraben. Ganz vorne auf der Legendenskala steht Westfalia Herne – der Verein, dem Goldbach als Mäzen zum Aufstieg in die zweite Bundesliga verhalf. Man sagt, dass Goldbach das Geld unter dem Mittelpunkt des Spielfeldes verbuddelt hat.