Herne. .

Wann, wo und wie, das alles wird sich erst in den kommenden Monaten entscheiden. Fest steht aber: Herne bekommt eine neue Mülltonne. Zumindest ein Stadtteil; wenn Entsorgung Herne gute Erfahrungen damit macht, könnte die „Wertstofftonne“ vor allen Haushalten aufgestellt werden.

In diese Tonne sollen Kunststoffe und Metalle wandern, die dann wiederverwertet werden können. In einem noch nicht feststehenden „Modellbezirk“ will Entsorgung Herne voraussichtlich ab Frühjahr 2011 herausfinden, wie sich das Abfallaufkommen mit Einführung der Wertstofftonne ändert, in welchem Rhythmus die Abholung erfolgen muss, was das kostet. Der Verwaltungsrat der Stadttochter beschloss zudem, die Erprobungsphase von dem Ahlener INFA-Institut wissenschaftlich auswerten zu lassen. Wann über eine flächendeckende Einführung der neuen Tonne entschieden wird, steht jedoch noch nicht fest. Geschäftsführer Bernd Westemeyer: „Es gibt noch viel Gesprächsbedarf.“

Es geht indes nicht nur um die Einhaltung von EU-Richtlinien, Entsorgung gibt auch eine erste Antwort auf die Frage, wer den Inhalt der vom Bund verlangten Wertstofftonne zu Geld machen wird – kommunale oder private Unternehmen. Hintergrund: Die Europäische Union möchte, dass Kunststoffe, Metalle und Verbundmaterialien nicht länger verbrannt werden, sondern als Rohstoffe zur Herstellung neuer Produkte dienen. Das Bundesumweltministerium erdachte daher das Kreislaufwirtschaftsgesetz, demzufolge spätestens ab 2015 Kunststoffe und Metall getrennt gesammelt werden sollen. Die Entsorgung dieser Materialien gilt als äußerst lukrativ, deshalb melden sowohl öffentliche wie auch private Unternehmen Ansprüche an. Mehrere Bundesländer haben sich schon vor Monaten für die kommunale Wertstofftonne ausgesprochen. Denn: Wenn die Auslastung in Müllöfen wie dem RZR sinkt, steigen die Gebühren: „Wenn wir nur den Mist sammeln und die Privaten den Rest, wird’s für die Bürger teuer“, sagt Westemeyer. Sollte sein Unternehmen die Wertstofftonne schon lange vor 2015 überall in Herne und Wanne-Eickel aufstellen, hätte Entsorgung also einen gehörigen Vorsprung vor den privaten Wettbewerbern.

Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt, wie umkämpft der Abfallmarkt ist. In Dortmund wird die städtische Entsorgungstochter EDG bereits ab Januar die gelbe zur Wertstofftonne aufwerten. Dortmund wurde deswegen branchenintern Zielscheibe heftiger Kritik. Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft befürchtet eine „Rekommunalisierung der Verpackungsentsorgung“.