Herne. .

Jugendliche mit Migrationshintergrund finden im Tanz eine Kultur jenseits der Sprache. Unabhängig von Nationalität und Bildungsstand werden sie als Person anerkannt. Teil 2 der Themenwoche mit dem Titel „Angekommen“.

Fette Beats, coole Moves, lässige Kleidung – Hip-Hop, wie man ihn heute kennt, hat seine Ursprünge in den amerikanischen Ghettos der 1970er Jahre. In erster Linie verbindet man damit Tanz und Musik. Hip-Hop, eine Modeerscheinung, die gerade bei Jugendlichen „in“ ist?

„Auf keinen Fall“, verneint Zekai Fenerci energisch. Der Geschäftsführer des Vereins Pottporus betont: „Hip-Hop, dazu gehört mehr. Das ist keine Mode. Hip-Hop, das ist Kultur.“ Fragt man Fenerci, warum gerade Hip-Hop – ob als Tanzstil, Musikrichtung, Kunst oder mehr – insbesondere auf Jugendliche mit Migrationshintergrund eine gewisse Anziehungskraft auszuüben scheint, bestreitet er einen Zusammenhang. „Pottporus macht ja keine extra Projekte, um Integration zu fördern. Die Jugendlichen kommen nicht zum Hip-Hop, weil sie Ausländer sind“, betont er. „Die sind schließlich alle hier geboren.“

Stattdessen seien Hip-Hop und Streetart, also die Straßenkultur insgesamt, für Jugendliche das Nahestehendste, um Kultur kennen zu lernen. „Für sie ist es wichtig, ohne Verpflichtungen an so etwas heran zu gehen. Musik, Tanz, Malen, Zeichnen – das verbindet“, so Fenerci.

Kama Frankl, bei Pottporus für die Koordination Junges Pottporus zuständig, sieht das ein wenig anders. „Bei uns sind tatsächlich viele Jugendliche mit Migrationshintergrund aktiv“, sagt sei. Für Frankl spielen mehrere Gründe eine Rolle. „Vielleicht herrscht bei einer Gruppe wie Pottporus mehr Offenheit als beispielsweise in einer Tanzschule. Wichtig ist natürlich auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Man fühlt sich der Crew verpflichtet“, weiß die Hernerin.

Das Ausschlaggebende sei allerdings, dass Tanz eine ganz eigene Art der Kommunikation sei. „Da gibt es plötzlich keine Sprachbarriere mehr. Auch wenn man nicht gut Deutsch sprechen kann, kann man seine Gefühle ausdrücken – halt auf einer ganz anderen Ebene. Das ist beim Theater schon schwieriger“, so Frankl. Somit sei Tanz etwas, womit man sich unabhängig von seinem sozialen oder kulturellen Hintergrund, unabhängig von Nationalität, Sprachvermögen oder Bildungsstand identifizieren könne. „Jeder wird als Person anerkannt.“

Dass ausgerechnet Hip-Hop und nicht etwa Ballett oder eine andere Tanzart die Jugendlichen anzieht, liege laut Frankl daran, dass Hip-Hop momentan in Mode sei. „Wenn Ballett im Trend wäre, dann würden das halt alle machen. Aber Ballett ist vielleicht ein bisschen zu streng, da wird zu viel Disziplin verlangt. Das kann man nicht so nebenbei machen“, vermutet Frankl. Allerdings hätten heute Filme und Musikvideos das Interesse an Modern Jazzdance- oder Ballettelementen geweckt. „Die Jugendlichen können damit was anfangen, wenn sie es kennen“, sagt sie.

Auch in der Tanzschule Diel bietet Hip-Hop für Jugendliche an. Der Inhaber Sascha Drohla sagt: „Klar kommen auch zu uns Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber nicht so viele wie zum Beispiel in Jugendclubs.“ Das liege daran, dass Tanzschul-Hip-Hop mit etwas Negativem verbunden werde: „Wir tanzen eben nicht den richtigen Straßen-Hip-Hop“,