Herne. .

Vier Jahre nach Novellierung der Verpackungsverordnung herrscht noch immer Verunsicherung über die Pfandsysteme. Ein Überblick

Die Frau hatte eigentlich alles richtig gemacht: Brachte die leere Plastikflasche zurück zum Supermarkt, legte sie in den Rückgabeautomaten – doch der wollte die etwas zerknitterte Pulle nicht schlucken. Die Dame wandte sich an eine Angestellte, auch die weigerte sich, die Flasche anzunehmen und das Pfandgeld herauszugeben. „Wenn der Automat sie nicht annimmt, müssen wir das auch nicht“, sagte die Kassiererin. Die Kundin blieb auf ihrer Flasche sitzen.

Silke Gerstler von der Herner Verbraucherzentrale schildert diesen Fall, der ihr von der enttäuschten Frau zugetragen wurde. Gerstler stellt klar: „Die Kundin hat das Pfand bezahlt, also hat sie auch ein Recht darauf, die Flasche zurückzugeben.“

Seit dem 1. Mai 2006 schreibt die Verpackungsverordnung vor: Leere Getränkeflaschen und -dosen können in jedem Geschäft abgegeben werden – ausgenommen sind lediglich Kioske mit einer Verkaufsfläche unter 200 Quadratmetern. Trotzdem herrscht offenbar nach wie vor Verwirrung über die Unterschiede von Ein- und Mehrwegflaschen, über eventuelle Gesundheitsgefährdungen durch Plastik und über Rechtsansprüche.

Einwegflaschen kosten 25 Cent zusätzlich als Pfand, Glasflaschen zwischen 8 (Bier) und 15 (Wasser, Limonade) Cent und Mehrwegflaschen aus Plastik ebenfalls 15 Cent. „Ökologisch“, sagt Verbraucherberaterin Gerstler, „sind die Glasflaschen am besten. Die können etwa 50-mal wiederbefüllt werden.“ Einwegpullen hingegen werden nach der Rückgabe geschreddert und wiederverwertet. So kann es sein, dass die Wasserflasche von heute der Blumentopf von morgen oder der Mikrofaserpullover von übermorgen ist. Und haben vermeintliche Feinschmecker recht, wenn sie behaupten, Getränke aus einem Kunststoffgefäß schmeckten anders, schlechter? Kann sein, muss nicht. Zwar geben PET-Flaschen das Halbmetall Antimon ab, laut einer Untersuchung der Uni Heidelberg sind die Mengen aber gering und nicht gesundheitsschädlich. Jedoch verlieren Plastikflaschen, einmal geöffnet, schneller Kohlensäure, werden also rasch schal. Die Hersteller ziehen übrigens einen erheblichen Vorteil daraus, wenn Kunden Flaschen wegschmeißen, statt sie zurückzubringen. Eine Pulle im Pfandwert von 25 Cent kostet laut Verbraucherzentrale in der Produktion lediglich 19 Cent. Allen Problemchen zum Trotz: Aus Sicht des Umweltschutzes, so Gerstler, sei die neue Verpackungsverordnung eine gute Sache. Davon profitierten auch die Tetrapacks, die „eine gute Ökobilanz“ hätten. Nur eines bedauert sie: die Rückkehr der Dose. Seitdem Discounter die wieder ins Sortiment aufgenommen haben, schießt der Absatz der Dosenanbieter in die Höhe. Zum Leidwesen der Umweltschützer. Gerstler findet’s „schade“.