Herne. .

In Sodingen startete der Kreativkurs Puppengestaltung für Senioren. Neben dem Basteln geht es dabei vor allem um eines: die Gemeinschaft.

Noch sieht das, was mal der Kopf werden soll, aus wie ein unförmiges, hartes, knubbeliges Kissen. Als Kursleiterin Monika Noll den hautfarbenen so genannten Trikotstoff straff über die Wölbungen spannt, sind plötzlich Stirn, Wangenknochen, Augenhöhlen und ein kleines Stupsnäschen erkennbar. „Erst kommt die Basis“, sagt Noll und zeigt auf einen etwa 30 Zentimeter großen Puppendummy, „dann das Leben.“ Verschiedene Stoffe in bunten Farben, Nadeln und Garn liegen zur Auswahl bereit, Trikotstoff in Form winzig kleiner Hände und Füße hat die Kursleiterin schon vorbereitet.

Am vergangenen Mittwoch startete der Kreativkursus für Senioren im Senioren-Freizeit-Zentrum Sodingen (Jürgen-von-Manger-Straße 15). In 17 zweistündigen Sitzungen gestalten die Teilnehmerinnen Puppen aus Stoff. Beim ersten Treffen hatten sie die Qual der Wahl: Wie groß soll die Puppe werden und welche Kleidung soll sie tragen?„Da sind die Teilnehmer ganz frei. Jeder kann das machen, was er möchte“, so die Kursleiterin. Zu Hause bereitet sie ein Sortiment an Schnitten vor. „Die meisten finden darunter etwas, das sie nachmachen wollen.“ Die Kursteilnehmerinnen müssen die Säume der kleinen Kleider, Hosen und Hemdchen dann nur noch zusammennähen – Stich für Stich in feiner, graziler Handarbeit. Zum ersten Mal fand Monika Nolls Kreativkurs für Senioren bereits 1992 statt, schon davor hatte sie Puppenkurse bei der VHS angeboten. Nach einer einjährigen Pause führt sie seit 1994 regelmäßig zweimal im Jahr Puppenkurse im Senioren-Freizeit-Zentrum durch. Erika Baer (82) ist seit 1992 dabei und mittlerweile selbst fast Puppen-Profi. Zählen kann sie ihre Puppen nicht mehr. „Aber das müssen auf jeden Fall über 100 sein“, ist sie sich sicher.

Sie bastelt sie, um sie zu verschenken, zu verkaufen oder auch zu behalten. Ihre Lieblingspuppe, ein Junge im Taufanzug, stand eine Zeit lang sogar im City Center in einem Geschäftsschaufenster. Etwa einen halben Meter ist sie groß und hat einen Kopfumfang von 45 Zentimetern. „Eine Puppe dieser Größe zu basteln, ist schon sehr aufwendig“, bestätigt Noll, „da braucht man schon alle 17 Kurseinheiten.“

Auch Ruth Jubt ist schon vom ersten Kurs an mit dabei. Sie arbeitet an einer Puppe im Harlekinskostüm. Wenn der kleine Harlekin fertig ist, wird Jubt ihn nach Frankreich schicken. „Meine ehemalige Austauschschülerin aus unserer Partnerstadt Hénin-Beaumont ist mittlerweile selbst Oma. Ihrer Enkeltochter möchte ich die Puppe schenken“, so Jubt. Warum sie immer wieder teilnimmt? Die 79-Jährige sagt: „Erstens natürlich wegen des Puppenbastelns. Toll ist aber auch, dass man immer wieder zusammenkommt, dass man sich ‘was Freudiges erzählt, aber auch aufgefangen wird, wenn es einem schlecht geht. Die Gemeinschaft ist genauso wichtig wie das Basteln.“

Der gesellige Aspekt nimmt laut Cornelia Patz-Capelle, Leiterin der städtischen Seniorenberatungsstelle, einen wichtigen Anteil ein. „Durch die Kurse sind schon intensive Freundschaften entstanden“, sagt sie. „Das ist auch eine Bestrebung der Seniorenförderung, der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken.“