Wanne-Eickel. .

Der Mann hat Charme, Klasse, ist freundlich und kennt „seinen Laden“ wie die eigene Westentasche

– so war der einhellige Tenor, nachdem Christian Stratmann gestern die Pforten seines Mondpalastes von Wanne-Eickel für WAZ-Leser geöffnet und die 18-köpfige Gruppe höchstpersönlich durch das Theater an der Wilhelmstraße geführt hatte.

Nach der Begrüßung lieferte der Prinzipal einen kurzen Abriss über die Baugeschichte des Altbaus, der noch aus den Zeiten stammt, als Deutschland einen Kaiser hatte sowie über die betonlastige Architektur des Anbaus aus den 70er des vergangenen Jahrhunderts. Stratmann: „Betrachtet man die Deckenverkleidung mit den sechseckigen Elementen, denkt man unwillkürlich an Hänschen Rosenthal und seinen Dalli-Dalli-Sprung.“

Von nun an ging’s bergab. Hinab in den Keller des Palastes, wo sich neben den Besucher-Toiletten auch die Künstlergarderoben befinden. Die hatten sich die meisten Besucher ganz anders vorgestellt. „Bei uns ist das mehr ein Gemeinschaftsraum. Die Schauspieler haben sich hier ein paar alte Sofas hingestellt, um es sich, während sie auf ihren Auftritt warten, gemütlich machen zu können. Der Fernseher dient dazu, dass wir unser Publikum ständig mit aktuellen Fußballergebnissen versorgen zu können“, verrät Stratmann, und seine Gäste staunen über das einfache Interieur und die vielen Stofftier-Maskottchen, die hinter der Wasserleitung klemmen. Besonders dem rosa Schweinchen sieht man die Knuddel-Strapazen an, die es in lampenfieberschweißnassen Schauspielerhänden schon hat ertragen müssen.

Während die Besucher die Treppe hinaufgehen, die die Schauspieler auf die Bühne führt, verrät Beatrix Richter aus Herne: „Ich bin ganz glücklich, dass ich heute hier dabei sein kann. Ich habe nämlich schöne Erinnerungen an den Saalbau in Wanne. Vor 25 Jahren habe ich hier meine Hochzeit gefeiert.“ Oben angekommen, wird er endlich wortwörtliche Realität: der gerade im Rahmen dieser WAZ-Serie viel zitierte Blick hinter die Kulissen. Doch viel ist da nicht zu sehen. Duster ist’s und außer einem Sofa, einem Stuhl und der Mechanik des Bühnenvorhangs herrscht vor allem Enge. „Wir haben nicht viele Kulissen zu bieten. Dazu fehlt schon allein der Platz hinter der Bühne. Weil im Saalbau ursprünglich vor allem Tourneetheater Gastspiele gaben, die ihre Kulissen mitbrachten, ist direkt hinter der Bühne die Rampe zur Anlieferung per Lkw“, erläutert der Prinzipal und berichtet, dass die Kulissen des Mondpalastes in einer Werkstatt auf der anderen Seite der Wilhelmstraße entstehen und auch dort gelagert werden. Einen fest angestellten Bühnenbildner habe sein Theater nicht. Vielmehr einen freien, der Aufträge erledigt, wie den Bau der Treppe für die „Flurwoche“. Und als die WAZ-Fotografin die 18 WAZ -Leser zum Gruppenfoto auf die Treppe schicken will, legt der Prinzipal sein Veto ein: „Ich glaube nicht, dass die so viele Leute aushält.“ So entsteht das Foto auf der Rampe. Treppensteigen müssen die Besucher trotzdem. Allerdings ist die Stahlwendeltreppe zum Boden über dem Saal über jeden Zweifel erhaben, und sie bringt die WAZ-Leser in einen Bereich, den nun wirklich wenige zu Gesicht bekommen. Hier steckt das Herz der Beleuchtungstechnik und nur auf diesem Weg gelangt der Bühnentechniker zu seinem Arbeitsplatz, der wie ein Schwalbennest über der Publikumsempore hängt. Es gibt eben Pforten, von denen man nicht einmal ahnt, dass es sie gibt – die WAZ öffnet sie und dank eines vorbildlichen Gastgebers Christian Stratmann war der Besuch im Mondpalast für alle Teilnehmer ein tolles Erlebnis.