Herne. .

Seit sechs Jahren treffen sich Gegner der Hartz IV-Gesetzgebung zur Montagsdemo in der Herner Innenstadt.

Ein verregneter Montagabend in der Herner Innenstadt. Die Glocken der Bonifatiuskirche läuten zur vollen Stunde. Es ist 18 Uhr. Beim vierten Glockenschlag biegt ein Polizeiwagen aus der Neustraße in die Bahnhofstraße ein. Die zwei Beamten sind mit ihrem Wagen auf dem Weg zum Einsatz auf dem Robert-Brauner Platz – wie jeden Montag.

Seit sechs Jahren treffen sich Gegner der Hartz IV-Gesetzgebung zur Montagsdemo in der Herner Innenstadt. Ihre Forderung ist und bleibt unverändert: „Weg mit Hartz IV!“. Nachdem auch die Glocken der Kreuzkirche zur Ruhe gekommen sind, eröffnet Peter Weispfenning die Kundgebung zur Demonstration. Um den Moderator herum haben sich trotz strömenden Regens rund 20 Demonstranten versammelt. Sie alle haben am heutigen Abend die Gelegenheit, ihren Protest zu äußern.

„Hat es ‘was gebracht?“, fragt Weispfenning durch das Mikrofon in die Runde. Erreicht haben sie mit ihrem Protest bisher nichts. Die Hartz-Gesetze sind immer noch in Kraft und für Weispfenning und seine Mitstreiter sind sie immer noch die unbeliebtesten Gesetze, die der deutsche Staat vorzuweisen hat.

Hartz IV ist am 1. Januar 2005 unter der rot-grünen Regierung Gerhard Schröders in Kraft getreten. Mit dem Gesetz wurden Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II zusammengeführt. Genau gegen diese Zusammenlegung wehren sich die Montagsdemonstranten seit sechs Jahren ohne Erfolg. Nur eine Handvoll Passanten bleibt stehen, um ihre Forderungen anzuhören. Trotz des mangelnden Erfolgs stehen am Infostand der Demonstranten Sekt und Buletten zur Feier des eigenen Durchhaltevermögens bereit.

Und sie denken nicht daran aufzugeben: „Wir haben unter Schröder demonstriert, unter Merkel demonstriert und wir werden auch unter dem nächsten Kanzler demonstrieren“, ermuntert Weispfenning die Anwesenden. Seine Mitstreiter kommen aus unterschiedlichen Lagern: Gewerkschafter, Mitglieder der Partei Die Linke oder der MLPD und Friedensaktivisten. Zur Feier des Tages sind heute auch Abgesandte von benachbarten Montagsdemos aus der Region nach Herne angereist. Die Delegation aus Castrop-Rauxel hat als Gast das erste Wort beim „offenen Mikrofon“. Es geht um die Frage, ob die Bundeswehr auch bei Demonstrationen zum Einsatz kommen könnte. „Darum stehen wir hier und bereiten uns schon ‘mal vor“, gibt sich der erste Redner kämpferisch. Der zweite Redebeitrag hat dann wieder die Folgen von Hartz IV zum Thema. Der Sprecher fordert die Einrichtung eines Ombudsmann für die ARGE in Herne.

Nach einer knappen Stunde mit Redebeiträgen, Gedichten und Liedern kommen die Montagsdemonstranten endlich dazu, auf ihre Standhaftigkeit anzustoßen. Weispfenning richtet kurz bevor die Sektkorken knallen noch einen Gruß und Dank an die beiden Polizeibeamten im Einsatzwagen. Falls nicht doch die Bundeswehr zur Hilfe kommt, werden auch sie am nächsten Montag um 18 Uhr wieder auf dem Robert-Brauner Platz sein, um die Demonstration begleiten.