Herne. .
Die Herner Schuldnerberatung hat ihre Bilanz für 2009 vorgestellt. Sie betreute 504 Klienten mit einer Gesamtverschuldung von 16,5 Millionen Euro.
Damit stieg die Gesamtverschuldung so stark wie in den letzten fünf Jahren nicht; im Vergleich zum Jahr 2005 wuchs der Schuldenberg um stolze 61 Prozent.
Doch nicht die Schulden der einzelnen Bürger sind dafür ausschlaggebend, denn die sanken im Vergleichszeitraum sogar um 5000 Euro auf aktuell rund 33 000 Euro, sondern die Zunahme der Fälle. Das gilt insbesondere für die Privatinsolvenzen: „Wir haben eine Steigerung der Insolvenzfälle von 92 Prozent“, erklärt die Geschäftsführerin der Schuldnerberatung Susanne Wolf.
Allein im vergangenen Jahr hat das Team an der Overwegstraße 419 Fälle von Privatinsolvenz beraten, darunter 235 Neuaufnahmen; von 267 gestellten Anträgen wurden 250 Verfahren direkt eröffnet. Den immensen Anstieg erklärt Insolvenzverfahrensexpertin Andrea Leyk so: „Zum Einen wurde die Möglichkeit der Verfahrenskostenstundung eingeführt, zum Anderen sind wir durch eine bessere Personalausstattung und Arbeitsroutine noch leistungsfähiger geworden.“
Das Fazit von Susanne Wolf nach zehn Jahren Verbraucherinsolvenz ist ein durchaus positives: „Obwohl wir anfangs sehr spektisch waren und die derzeit in Deutschland geltende Restschuldbefreiung nach sechs Jahren noch sehr lang ist, haben Familien durch das Insolvenzverfahren oft wieder eine echte Perspektive, die motiviert auch wieder zu arbeiten.“ Arbeitslosigkeit sei immer noch eine der Hauptursachen für die Verschuldung, ebenso Krankheit oder Scheidung.
„Die Wirtschaftskrise haben auch wir bemerkt. Nicht selten haben Entlassungen und Kurzarbeit großer Firmen wie Schwing, Opel oder Nokia zu finanziellen Notlagen bei den Betroffenen geführt“, berichtet Wolf weiter. Viele stünden derart unter Schock, dass sie „einfach dicht machen“ und ihre finanziellen Probleme erst anpackten, wenn es „zu spät und der Schaden entsprechend groß“ sei. Für 180 von 504 betreuten Klienten reichte das Geld im vergangenen Jahr trotz Erwerbsfähigkeit nicht für den Lebensunterhalt, so die Bilanz weiter.
Vor allem für junge Leute zwischen 20 und Mitte 30 stellt der Bereich Telekommunikation immer häufiger eine Schuldenfalle dar: Von insgesamt 4334 Gläubigern waren 703 dieser Branche zuzuordnen; nach Versicherungen, Krankenkassen und Berufsgenossenschaften (mit 1075) bedeutet das Platz 2 auf der „Gläubiger-Hitliste“.
Susanne Wolf fasst das Problem plakativ so zusammen: „Wer ohne Beschäftigung viel zu Hause sitzt, aber einen Computer hat, der kriegt oft Probleme.“