Herne. .

Wenn es nach den Vorjahren geht, werden die Kirchen in diesen Tagen deutlich leerer bleiben als zu Weihnachten. „Dabei ist Ostern eigentlich das höchste christliche Fest“, sagt Pfarrer Ekkehart Woykos. Er und seine Kollegen erklären, woran es liegen könnte, und was die Menschen verpassen.

Die Tendenz, dass die Kirchen an Ostern nicht so gut besucht sind, beobachtet Pfarrer Woykos bereits seit zehn bis 15 Jahren. Und er steht damit nicht alleine dar. „Eigentlich ist Ostern der Ursprung des christlichen Glaubens“, sagt Pfarrer Dirk Salewski, „trotzdem hat sich in Deutschland das Weihnachtsfest durchgesetzt.“ Der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde Baukau geht davon aus, dass es eingänglicher ist, die Geburt eines Kindes zu feiern, als so ein Wunder wie die Auferstehung.

Pfarrer Michael Brandt von der evangelischen Kirchengemeinde Bladenhorst-Zion sieht die Gründe für die leereren Reihen in zwei Punkten: Zum einen liege Ostern in der Reisezeit und viele Gläubige seien im Urlaub. Zum anderen würden die Menschen mit dem Weihnachtsfest emotional mehr verbinden als mit Ostern. Und die Emotionen führen sie in die Kirche. „Für viele gehört Heiligabend der Besuch der Kirche dazu. An Ostern ist eher ein gemeinsames Frühstück und ein Spaziergang Tradition“, erklärt Pfarrer Brandt.

Eine Gewichtung, welcher der Tage rund um Ostern der wichtigste ist, sei nicht möglich. Das Leiden und Sterben Jesu und die Auferstehung – die Tage zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag - gehören zusammen, betont Pfarrer Norbert Johannes Walter, katholischer Pfarrer des Pastoralverbundes Herne-Nord. Bereits vor Ostern bieten er uns seine Kollegen einige Möglichkeiten, sich von eigener Schuld zu befreien und zu beichten.

In der gesamten Karwoche bestehen für alle Katholiken des gesamten Dekanats wie schon in den Vorjahren Beichtgelegenheiten in St. Bonifatius in der Innenstadt. Der Ansturm sei bei Beichten jedoch nicht mit denen früherer Zeiten zu vergleichen, erklärt Pfarrer Walter: „Früher standen die Menschen zwei bis drei Stunden Schlange. Heute sind die Beichtzeiten nicht mehr so frequentiert.“ Stattdessen werde eher das persönliche Gespräch mit dem Pastor gesucht. Und auch die Bußgottesdienste in der Woche vor Ostern seien „ganz gut besucht“, so der Pfarrer. Jüngere Menschen könnten aber selten erreicht werden.

Einige Gemeinden versuchen, dem Problem zu entgegnen und bieten spezielle Gottesdienste für die Kleinen an. St. Josef in Horsthausen richtet zum Beispiel am heutigen Gründonnerstag um 17.30 Uhr eine Abendmalfeier speziell für Kinder aus und an Karfreitag wird auch der Kreuzweg besonders aufgearbeitet. In der Dreifaltigkeitskirche der Petrus-Gemeinde werden in der Osternacht Konfirmanden getauft, die das heilige Sakrament noch nicht empfangen haben.

In der Osternacht bieten die evangelischen und katholischen Gemeinden mehrere Gottesdienste zu verschiedenen Uhrzeiten an. Das liege daran, dass „wir die genaue Stunde der Auferstehung Jesu nicht wissen“, erklärt Pfarrer Brandt. Traditionell sind die meisten Kirchen zu Beginn dunkel. Nach und nach entzünden die Gläubigen dann ihre Kerzen an der gesegneten Osterkerze, bis die Kirche hell erleuchtet. „Das ist ein Gottesdienst, der die Leute bewegt“, so die Erfahrung von Pfarrer Salewski.

Wie seine Kollegen hofft er, dass die Reihen dieses Jahr voller werden. „Sonst haben wir gar nicht mehr die Chance, diese wichtige Botschaft zu vermitteln.“