Herne. .

Daniel Gerigk (29) ist Chef der Ein-Mann-Plattenfirma Cobra Records. Er sagt: „Eigentlich war das nicht geplant.“ Mittlerweile zählt die Plattenfirma 30 Veröffentlichungen, alle aus dem Hardcore- und Punk-Bereich, grundsätzlich immer auf Vinyl.

Musikliebhaber würden sich bei Daniel Gerigk wohlfühlen. Sorgfältig hat er sie im Regal aufgereiht, die großen und die kleinen, fein säuberlich getrennt. Bis zu 1500 sollen es sein, so richtig weiß der 29-Jährige das nicht mehr, mit der Zeit hat sich einiges angesammelt. Viele sind in seinem Privatbesitz. In den letzten drei Jahren kamen und gingen eine Menge aber auch wieder. Die Rede ist von Schallplatten.

„Ein eigener Plattenladen wäre schon irgendwie ein Traum“, sagt Daniel Gerigk. Ein Traum, mehr aber auch nicht. Schließlich habe er schon einen Job, streng genommen sogar zwei. Denn neben seiner Arbeit als Systemadministrator für die Stadt ist Gerigk Plattenboss. „Eigentlich war das nicht geplant, ein Label zu machen“, erinnert sich Daniel Gerigk. Mitte 2006 suchte der Musiker ein Label für die Aufnahmen seiner eigenen Band. Als sich niemand fand, nahm Gerigk die Dinge selbst in die Hand, schickte alles auf eigene Rechnung ins Presswerk und versah das Endprodukt mit einem Namen: Cobra Records.

„Irgendwie finde ich CDs ein bisschen lieblos“

Dann sollte eigentlich auch wieder Schluss sein. Eigentlich. Denn der frischgebackene Kleinunternehmer hatte Blut geleckt, veröffentlichte schon bald die Aufnahmen einer anderen Band. „Ich hatte dann halt ein Label, mit der Zeit wurde das dann immer mehr“, erklärt Daniel Gerigk. So wurde Cobra Records zum Selbstläufer. Mittlerweile zählt die Plattenfirma 30 Veröffentlichungen, alle aus dem Hardcore- und Punk-Bereich, grundsätzlich immer auf Vinyl. „Ich höre selber auch nur Platten“, sagt Daniel Gerigk, „irgendwie finde ich CDs ein bisschen lieblos.“

Gerigk will nicht das schnelle Geld – wahrscheinlich lässt sein Geschäftsmodell das auch gar nicht zu. Lieber lässt er die Dinge auf sich zukommen, macht vieles selbst, wenn es sich ergibt – und beschränkt sich längst nicht mehr aufs Plattenpressen.

So bringt der Labelchef seine Tonträger über einen eigenen kleinen Vertrieb in die Läden, veröffentlichte Anfang des Jahres ein Buch mit Konzertfotografien und betätigt sich als Konzertveranstalter. Im April feiert er seinen 30. Geburtstag, mit Konzerten in Mannheim, Münster, Hamburg – und mit europaweit bekannten Bands.

Herne als Konzertstandort interessanter machen

Denn in Musikfragen schaut Daniel Gerigk gerne über den städtischen Tellerrand, etwas, das ihm ansonsten in Herne fehlt. „Denke ich an Konzerte in Herne oder Wanne-Eickel, denke ich auch nur an Bands aus Herne und Wanne-Eickel“, sagt Gerigk. Dabei mache es auch Sinn, bekanntere Bands aus anderen Städten einzuladen. Junge lokale Bands könnten so Kontakte knüpfen.

Außerdem würde es Herne als Konzertstandort interessanter machen. „Vielen Leuten aus dem Rest-Ruhrgebiet ist Herne auf der Konzert-Karte gar nicht so präsent“, weiß Daniel Gerigk. Vielleicht fehle dafür aber auch die richtige Lokalität, ein Ort, an dem sich Bands und Musikinteressierte treffen und austauschen, wo dann vielleicht auch Konzerte stattfinden könnten. „Herne bräuchte eine zentrale Anlaufstelle. In manchen Städten ist das ein Jugendzentrum“, sagt Gerigk und fügt hinzu: „In anderen ein Plattenladen.“