Herne. .

Ein Wettbewerb ist entschieden. Anderes war gewollt. Leon Wohlhabe Wernik liefern den funktionalsten Entwurf und das Gefängnis muss fallen! – Ein Gastbeitrag von Architekt Jens Blome.

Freut Euch Herner Bürger! Das Justizzentrum kommt, dass Schlimmste ist verhindert, eine Auslagerung des Justizzentrums nach Bochum.

Nur, die rechte Freude will nicht aufkommen. Eine sachlich, moderne, ja strenge Architektur wird kommen und natürlich ist sie funktional. Rechteckig, viergeschossig, eine Aluminiumglasfassade mit vorgeblendeter Beton- oder Natursteinfassade – cool, nichts Haptisches, emotionslos. Nein, gegen die Architektur kann man nichts sagen, sie entspricht dem Zeitgeist und hat damit das Zeug in kommenden Jahrzehnten unter Denkmalschutz gestellt zu werden.

Wie bitte, Denkmalschutz, da war doch was! Der Denkmalschutz ist leider, wie die Architektur des Gebäudes, beliebig! Welche Bedeutung hat Stadtgestaltung, welche der Modus Vivendi? Das neugeplante Gebäude könnte überall stehen, am besten alleingestellt, ohne angrenzende Bebauung, aber am qualitativ bedeutsamsten Platz der Stadt Herne?

Nicht im Entferntesten hat das Gebäude die Gestaltqualität der umgebenden Architektur. Ein Stadtplatz, der zu den schönsten im Ruhrgebiet zählt, erhält eine cool designte Architektur, die zudem noch so dominant sein wird, dass man sich zukünftig fragen wird, ob die alten Gebäude ringsherum noch gegen diese Architektur stand halten können – da könnte man doch an modernen Ersatz denken.

Nicht genug bemüht

Denkmalschutz, Bereichsschutz, alles Kappes, auch das neue Gebäude wird in ein paar Jahrzehnten Denkmal werden und dann ist die Welt doch wieder in Ordnung. Geschichte geht verloren, das Herner Stadtzentrum wird modern, aber langweilig, ist von den umliegenden Städten dann nicht mehr zu unterscheiden.

Es ist zum Heulen!!!

Eine Schande für die am Wettbewerb teilnehmenden Architekten, die dem funktionalen Diktat des Bauherrn nicht gerecht werden konnten, schlimmer noch, dass sie sich diesem letztlich unterworfen haben. Von der Jury möchte man gar nicht sprechen, alles ehrenwerte Kollegen, Vertreter des Bauherrn und der Stadt. Nur die meisten von denen fahren hinterher wieder in ihre Stadt, Heimat, Villa am Stadtrand und müssen mit dem Ergebnis nicht leben, die Herner leben aber weiter in „ihrer“ Stadt, müssen dieses „ihr“ Justizzentrum ertragen.

Natürlich haben sich alle bemüht, für uns ein gutes Ergebnis zu erzielen, nur leider nicht genug, sonst hätte man sich mit einem solchen Ergebnis nicht zufrieden gegeben, hätte für das Stadtbild und seine Qualität gekämpft – aber zum Schluss muss halt ein Ergebnis her! Und jetzt nimmt die Sache ihren Lauf, Arnsberg wird dem Abriss zustimmen – ist doch auch eine Landesbehörde - und dann geht gar nichts mehr!

Es bleibt zum Heulen – auch wenn andere der Sache keine Träne nachweinen!

Wie finden Sie den Entwurf für das neue Justizzentrum? Diskutieren Sie mit in unserem Forum.