Herne. .
Der „Fußgänger“ steht wortwörtlich über den Dingen. Zwölf Meter hoch, ragt die Stahlkonstruktion in den Himmel des alten Zechengeländes. Ein Besuch im Kunstwald Teutoburgia.
Gleich am Haupteingang – kaum zu übersehen – steht die Skulptur. Auf den ersten Blick sichtbar ist sie dennoch nicht: Denn längst ist der „Fußgänger“ mit Weinreben und Blauregen überwuchert, geradezu eins mit der Natur.
„Das ist hier nicht der klassische Skulpturenpark“, sagt Christof Schläger. „Eine Skulptur ist etwas, dass man auf einen Sockel stellt“, fügt er hinzu, „dass hier sind eher Objekte, etwas, dass in Form und Raum eingreift.“ Schläger muss es wissen, seit es den Kunstwald in Börnig gibt, ist er dabei, begleitet das Projekt fast täglich. Denn mittendrin steht sein Atelier, eingerichtet in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Teutoburgia. Der Kunstwald: ein Zufallsprodukt.
Es war Mitte der 1980er, als Christof Schläger geeignete Räumlichkeiten für seine Arbeit suchte. Alte Zechengebäude boten sich an, so entdeckte der Klangkünstler Teutoburgia, den Förderturm und die anliegende Maschinenhalle – und ganz nebenbei, das 50 000 Quadratmeter große Areal rundherum.
„Am Anfang sah das hier aus wie nach einem Bombenattentat“, erinnert sich Schläger. Das sollte sich ändern. Ein Förderverein und die Anwohner der Siedlung Teutoburgia nahmen sich dem Gelände an, als 1992 der Kommunalverband Ruhr das Gebiet erwarb, kam Bewegung in das Projekt Kunstwald – drei Jahre später wurde er eröffnet.
Entstanden ist eine Art Park im Wald, der auf den Teutoburgia-Förderturm zuläuft. Die 1925 geschlossene Zeche stellt dabei in der gesamten Geländekonzeptionierung einen Dreh- und Angelpunkt dar. „Man sieht hier auf transformierte Weise noch mal die alte Zeche“, erklärt Künstler Schläger. Dazu tragen nicht zuletzt die neun in die Natur installierten Objekte bei, die sich überall am Wegesrand finden lassen.
Etwa der „Eingesenkte Platz“, eine von einer Ziegelsteinmauer umgebene Fläche. „So eine blöde Mauer im Zickzack-Kurs“, fasst Schläger die Reaktionen der Spaziergänger überspitzt zusammen, „dass genau an dieser Stelle das Grubenfeld war, ist erst mal nicht zu sehen.“ Ähnlich ist es mit dem „Wendepunkt“, fünf teilweise von Hopfen umrankte Stahlkonstrukte: „Hier stand früher das Verwaltungsgebäude.“
Ein „Obelisk“ im Zentrum der Anlage, einst ein Methangasstutzen, erinnert an den Schacht unter ihm, einige Meter weiter und höher wird nachts der Förderturm farbig beleuchtet.
Einen „modernen Garten Eden“, nennt er die Anlage, in der er vor allem die Verbindung von Kunst und Natur schätzt. Die Zeche von einst dient dabei zur Inspiration, wird aber nicht zum beherrschenden Thema. So soll es weitergehen. Schläger weiß, was er will: „weg von der Montan-Geschichte.“