Herne. .
80 Prozent der Busse der HCR sind mit Klimaanlagen ausgestattet. In den anderen fließt bei den Fahrgästen der Schweiß in Strömen. Wir testen, wie heiß ist es wirklich in Bus und Bahnen
Gisbert Leiber ist seit fünf Uhr morgens unterwegs. Wie jeden Tag fährt der Busfahrer die Fahrgäste in der 303 von Börnig nach Wanne-Eickel und wieder zurück nach Börnig. Acht Stunden lang ist seine Schicht und für gewöhnlich liebt er seinen Job.
Nur momentan - bei über 30 Grad Außentemperatur - da würde er wohl lieber etwas anderes machen. Denn Gisbert Leiber steuert hin und wieder auch einen Bus, der keine Klimaanlage hat. „Das wird dann schon ganz schön unangenehm“, sagt er. Allerdings ist dies eine Ausnahme. Denn bei der HCR sind mittlerweile 80 Prozent der Busse mit einer Klima- oder Temperieranlage ausgestattet. Die ersten wurden im Jahr 2000 eingebaut.
Aber ist der Unterschied wirklich so groß? Wie heiß ist es wirklich in den öffentlichen Verkehrsmitteln? Schimpfen die Leute zurecht über die Zustände in Bus und Bahn?
Ich habe mir mal ein Thermometer geschnappt, mich in den Bus gesetzt und gemessen, wie schlimm es wirklich ist. Ich gebe zu: Ich fahre so gut wie nie mit Bus und Bahn. Das liegt daran, dass ich bei mir alles zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichen kann. Oder aber mit dem Auto, ja. Deshalb kann ich auch nie mitreden, wenn sich Leute beschweren.
An der Haltestelle Sparkasse steige ich in die 311 Richtung Castrop. Die Klimaanlage pustet geräuschvoll kühle Luft in den Wagen, bei keinem Mitfahrer bilden sich Schweißperlen auf der Stirn. Es ist erträglich. Erstaunlich, denn immerhin hat das Thermometer fast die 30-Grad-Grenze erreicht. Wie heiß muss es dann erst in einem nicht klimatisierten Bus sein? Schneller als mir lieb ist, erfahre ich es am eigenen Leib: In der Linie 323 zum Gysenberg läuft mir das Wasser nur so den Körper herunter. Unerbittlich klettert das Quecksilber - trotz offener Dachluken - auf die 40 Grad hoch. Hinter mir fächert sich Sara mit ihrem Schokoticket Luft zu. Ein Mann tupft sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. Nur eine kommt mit der Hitze wunderbar zurecht: Busfahrerin Sylvia Loch. Sie trägt eine lange Hose und außerdem noch eine Weste über ihrer Bluse. Dabei dürfte sie auch mit Shorts ihren Dienst antreten. „Ich bin eine Frostbeule und habe mit solchen Temperaturen kein Problem.“ Da ist sie allerdings eine Ausnahme. „Es gibt natürlich auch Beschwerden“, berichtet Dirk Rogalla, Pressesprecher der HCR. „Denn die Fahrgäste haben sich mittlerweile an den Standard gewöhnt.“ Verständlich, denn so eine Klimaanlage ist schon was Feines. Findet auch Rosemarie Klönert, die jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit fährt. „Ohne ist es nur ganz schwer auszuhalten. Vor allem, wenn der Bus voll ist, außerhalb der Ferien zum Beispiel“, sagt sie.
Deshalb werden bei der HCR in naher Zukunft auch alle Busse mit einer Klimaanlage ausgerüstet sein. Und auch die Bogestra - die ja ebenfalls Busse und Bahnen in Herne einsetzt - tauscht ihre Fahrzeuge nach und nach aus. Fast die Hälfte der Wagen der Linie 306 haben schon eine Klimaanlage. Das kann ich nur begrüßen, denn in der 323 wird es auf der Sonnenseite langsam unerträglich. Was für eine Wohltat, wenn sich alle paar Minuten die Türen öffnen. Ich muss also keine Angst haben - wie neulich die Fahrgäste im ICE der Deutschen Bahn - dass ich kollabiere. Zur Not steige ich an der nächsten Haltestelle einfach aus.
Und machen wir uns nichts vor: Letztlich sitzen wir doch alle im selben Bus. Die Verkäuferin beim Bäcker schwitzt bestimmt nicht weniger. Und während ich diesen Artikel schreibe, zeigt das Thermometer neben mir auf dem Schreibtisch auch 31 Grad an.