Wanne-Eickel..

Evonik probte am Standort Eickel einen Unfall: Ein Gas-Austritt mit sechs Verletzten wurde simuliert. 90 Helfer waren im Einsatz.

Was Evonik wohl von Reportern hält? Die berichtende Zunft ist, glaubt man dem „Drehbuch“ der Katastrophe, ziemlich unerbittlich, ignoriert polizeiliche Anweisungen und nimmt für eine gute Geschichte in Kauf, die Rettungs-Maßnahmen zu konterkarieren. „Westdeutscher Rundfunk“, stellte sich ein Dreigestirn aus Kameramann, Tontechniker und Aufsagerin vor, als es in die Einsatzzentrale trampelte. „Wo findet die Pressekonferenz statt?“ Dass die Rettungskräfte gerade anderes zu tun hatten als das Fernsehen und die Zeitungsmenschen zu bespaßen, schien den Journalisten-Darstellern egal zu sein.

„Wir proben den Ernstfall unter realen Bedingungen“, sagte Werner Serra, der Umweltschutzbeauftragte von Evonik. Und zu den „realen Bedingungen“ gehört eben auch die Anwesenheit der Medien-Meute, die von engagierten Mitarbeitern verkörpert wurde. Sollte also wirklich mal was passieren im Eickeler Chemie-Werk, sind die Verantwortlichen nun darauf vorbereitet, wie sie die Journaille auf Abstand halten.

Der Evonik-Standort an der Magdeburger Straße erlebte eine Notfall-Übung im großen Stil. Zwei Kesselwagen, so das Szenario, waren kollidiert und daher Ammoniak ausgetreten. Ein Gabelstaplerfahrer verlor daraufhin das Bewusstsein und rammte einen Pfeiler, fünf weitere Menschen wurden verletzt. Dieser Probe-GAU war akribisch ausgearbeitet, einschließlich „besonderer Erschwernisse“ wie dem Reporter-Ansturm. Der Unfall war gespielt, die Auswirkungen bekamen die Anwohner indes ganz real zu spüren. Der Sirenenalarm war in der Nachbarschaft zu hören, und ein Großaufgebot rückte an nach Eickel. Berufs- und Freiwillige Feuerwehr, Polizei, Experten der Arnsberger Bezirksregierung sowie Fachleute des Evonik-Lagezentrums in Hanau-Wolfgang waren vor Ort, insgesamt 90 Männer und Frauen. Eine wertvolle Übung, sagte Serra, denn jetzt fühlten sich die, auf die es ankommt im Katastrophen-Fall, gut gerüstet.

Alles gut gegangen: Die Feuerwehr, ausgestattet mit Vollschutz-Anzügen und Atemschutz, konnte die Verletzten retten. Das Leck, aus dem das Ammoniak-Gas austrat, wurde geschlossen, die Chemikalie „gesichert“. Heißt: mit Wasser besprüht. „Wasser ist ein Allheilmittel“, so Serra. „Ein Wasserschleier schlägt das Ammoniak nieder.“ Während der gesamten Übung am Samstagvormittag wurden die Retter von Experten beobachtet, die Testsituationen komplett ausgewertet.

Das Team des „WDR“ war letztendlich übrigens gar nicht so skrupellos wie gedacht. Nachdem ein Mitarbeiter erklärt hatte, wann denn die PK stattfinde und wo, zogen die drei vom Fernsehen relativ widerspruchslos ab. Eben alles „reale Bedingungen“.