Wanne-Eickel..
Ein leichter Wind weht durch das Gebäude. Zu den beiden Giebelseiten ist es weit offen. Angenehm bei der Hitze dieser Tage. Dabei handelt es sich um die Schleuse zur Forensik – eigentlich beileibe kein Ort, für den man schwärmt.
Immerhin haben sich dort etwa 20 Menschen versammelt – zu einem Rundgang durch den LWL-Neubau der Anstalt für den Maßregelvollzug – allesamt Leser, die das Glück hatten, bei der Aktion „Die WAZ öffnet Pforten“ ausgelost worden zu sein. Tatsächlich war die Pforte zur Forensik, dem wohl umstrittensten lokalen Neubau der Nachkriegsgeschichte, so heiß begehrt, wie kein anderer Blick hinter die Kulissen, den die WAZ anbietet. „Wir wollen mal gucken, wie’s hier aussieht“, sagt Horst Bergeler, der gleich nebenan seinen Schrebergarten hat, und fügt hinzu: „So leicht kommt man ja sonst nicht hier hin.“ Womit er die Motivation der um ihn herum Stehenden auf einen gemeinsamen Nenner bringt.
Und noch in der Schleuse, dort, wo demnächst schwer bewachte Tore die jetzigen Frischluftlöcher schließen werden und ab September die höchste Sicherheitsstufe gilt, macht Ute Franz, die ärztliche Direktorin der Forensik, in Bickern allen klar, dass sie sich auf hochsensiblem Terrain bewegen: „Wir können der Besuchergruppe keine Fotos erlauben.“ So sind die WAZ-Leser auf ihr Gedächtnis angewiesen, auf das, was sich an visuellen Eindrücken bietet und auf das, was ihnen Franz oder auch Christof Nitschka, der zuständige Bauprojektleiter vom Liegenschaftsbereich des Landes NRW erzählen. Nitschka macht den Anfang, erläutert die technischen Sicherheitsstandards in der Schleuse. „Das alles muss sein. Hier, und nur hier, geht alles durch – rein und raus. Einen anderen Weg gibt es nicht.“
Als die Gruppe in den Freizeitbereich des Neubau kommt und Ute Franz die Nutzung als Andachtsräume für Christen und Muslime, Café, Billard- und Kickerraum beschreibt, kommen die ersten verhaltenen Kommentare wie „Die haben’s ja besser hier als mancher zu Hause.“ Sie werden leiser, als Franz die durchschnittliche Verweildauer nennt: sieben Jahre. Und sie verstummen, als die Gruppe den Kriseninterventionsraum betritt. Dort kommen Patienten hin, wenn sie ausrasten, sich beruhigen müssen. Klein ist der Raum, die Wände lila.
Und wenn einmal keine Gitter zu sehen sind,ist die Mauer ringsum allgegenwärtig. „Das war schon beeindruckend“, war der einhellige Tenor der Besucher, als sie am Ende wieder in der Schleuse standen. So einfach wie sie heute, kommt bald keiner mehr raus.