Für ihr „Herner Modell” werden das Jugendamt und der Verein Tageseltern von der Europäischen Union mit 100 000 Euro unterstützt.

Schon einige Zeit nach der freudigen Geburt ihres Kindes stehen viele berufstätige Eltern vor einer kniffligen Frage: Geben wir unseren Filius in

eine Kindertagesstätte – oder lassen wir den Nachwuchs von einer Tagesmutter betreuen? Mit ihrem so genannten „Herner Modell” werben das Jugendamt und der Verein Herner Tageseltern nun ganz intensiv darum, verstärkt engagierte Mütter für die Obhut von Kleinkindern im Alter von unter drei Jahren zu gewinnen.

Die gute Nachricht: Dieses Modell wird von der Europäischen Union über einen Sozialfonds finanziell unterstützt. „Wir haben uns einem Wettbewerb gestellt und dabei einen tollen Erfolg erzielt”, berichtet Helmut Domer, Fachbereichsleiter Kinder-Jugend-Familie. Bundesweit werden in den kommenden zwei bis drei

Jahren 162 Modellstandorte gefördert – und Herne ist mit dabei. 100 000 Euro fließen in das hiesige Modellprojekt, das auf einer Regionalkonferenz bereits von mehreren anderen Städten in Augenschein genommen wurde. Im Auswahlverfahren stieß eine Idee des Herner Modells auf besonders helle Ohren: Auch Zuwandererfamilien werden in der Kindertagespflege berücksichtigt.

Kein leichter Nebenjob

„Es gibt viele vor allem türkische Familien, die starke Hemmungen haben, ihr Kind einer Tagespflege anzuvertrauen”, erzählt Sozialpädagogin Martina Krull. „Dies soll sich ändern”. Zudem werden verstärkt Mütter aus Migrantenfamilien aufgefordert, sich um die Tätigkeit einer Tagesmutter zu bewerben und alsbald auch auf deutsche Kinder aufzupassen. „Hier würden wir gern dabei helfen, Barrieren abzubauen.”

Allerdings: Eine Tagesmutter zu sein, ist kein Nebenjob. „Wir stellen an die Bewerber hohe Anforderungen”, sagt Krull. Ein Schulabschluss und das flüssige Beherrschen der deutschen Sprache ist ebenso Voraussetzung wie die passenden Räumlichkeiten daheim. Mindestens 30 Unterrichtsstunden, eine abschließende Eignungsüberprüfung sowie eine Erlaubnis des Jugendamts sind Pflicht, bis sich eine Tagesmutter verantwortungsvoll um drei bis fünf Kinder kümmern darf. Die Einkünfte sind überschaubar: Rund vier Euro verdient eine Tagesmutter pro Kind und pro Stunde. „Doch wir arbeiten daran, dies in absehbarer Zeit nachzubessern”, meint Helmut Domer.

67 Tagesmütter und immerhin stolze zwei Tagesväter sorgen sich derzeit in Herne mit viel Liebe um rund 120 Kleinkinder. Dank der noblen Hilfe aus Brüssel soll die Zahl der Betreuer bald erheblich steigen. Wer Interesse hat, der melde sich beim Verein Herner Tageseltern: 398 60 54.