Herne. Nach dem Angriff auf einen Busfahrer hält sich ein junger Mann seit Wochen nicht an das Beförderungsverbot.
In der über 100-jährigen Geschichte des kommunalen Nahverkehrsunternehmens Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel (HCR) hat es einen solchen Fall noch nicht gegeben: Die HCR muss sich seit Wochen mit einem jungen Mann auseinandersetzen, der auf der Buslinie 333 regelmäßig für Verzögerungen und Polizeieinsätze sorgt. Mittlerweile ist der etwa 20-Jährige ein Dauerthema im Kreise der Fahrer. Und auch so manchem Kunden sei er bereits aufgefallen, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen.
Kurz vor Weihnachten kommt es in einem Bus der Linie 333 zu einem Zwischenfall. Ein junger Kunde greift den Fahrer tätlich an, soll dabei sogar mit dem Einsatz eines Messers gedroht haben. Der Fahrer ruft die Polizei, die HCR verhängt ein Haus- und Beförderungsverbot. Der Mann darf nicht mehr mit ihren Bussen fahren. „Wir machen so etwas nur in absoluten Ausnahmefällen. In der Geschichte unseres Unternehmens hat es erst eine Handvoll Verbote dieser Art gegeben”, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Das Problem allerdings nimmt damit erst seinen Anfang. Denn: Der Mann hält sich nicht an das Verbot.
Wie oft genau er seitdem noch in den Bus gestiegen ist, der durch Sodingen, Horsthausen und Herne-Mitte bis nach Bochum-Gerthe fährt, ist unklar. Mindestens drei Mal sei das Verbot per Polizeieinsatz umgesetzt worden, so Betriebsleiter Dirk Person. Die Polizei weiß von über zehn Fällen, sechs in diesem Jahr. „Die Beamten haben auch schon mal Handschellen eingesetzt”, sagt ein Eingeweihter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Das Prozedere, das auf der Linie 333 mehrfach abgelaufen ist, ist immer gleich: Der Bus nimmt den Mann trotz Beförderungsverbot mit und informiert die Polizei. Ist er bei deren Eintreffen noch im Bus, wird er herausgeholt, zur Wache gefahren und angezeigt. Dann geht er wieder nach Hause. Polizei und HCR fragen sich, wie lange das noch so gehen wird. Eine Antwort wissen sie nicht, sie liegt auch nicht in ihrer Zuständigkeit. Der Fall ist an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden, dort wird nun über das weitere Vorgehen zu entscheiden sein.
Die HCR ist natürlich an einer raschen Lösung interessiert. Schließlich gebe es stets Aufsehen und Fahrplanverzögerungen, die dem Image des Unternehmens schaden könnten. Eines aber sei gewährleistet: Für die Kunden bestehe keine Gefährdung, der Mann sei nach dem Vorfall vor Weihnachten nicht mehr ausfallend oder handgreiflich geworden. Insgesamt, so die HCR, sei die Sicherheit im Herner Nahverkehr hoch. Die Fahrer seien geschult, mit brenzligen Situationen umzugehen. Zudem gebe es eine Ordnungspartnerschaft mit der Polizei. „Wir sind nicht in Frankfurt oder Berlin”, sagt Dirk Person. Auch die Polizei weist darauf hin: „Es gibt Video-Überwachungen und eine direkte Zusammenarbeit mit uns. Die Sicherheit ist sehr, sehr hoch”, so Sprecher Volker Schütte. Der Störer, der nie einen Kunden bedroht habe, falle einfach aus der Regel.