Herne. Impfstoffe zur Grundimmunisierung von Säuglingen und gegen die vier Kinderkrankheiten sind auch in Herne Mangelware. Nachgefragt bei Medizinern und Apothekern.

Nach der Schweinegrippe hat Deutschland den nächsten Impfaufreger: Vielfachimpfstoffe für Kinder sind knapp, weil der Hersteller nicht liefern kann. Nachgehört bei Herner Kinderärzten.

Die Mediziner im Stadtgebiet bestätigen es: Sie haben zum Teil nur noch wenig, zum Teil gar keinen Vielfachimpfstoff mehr. Vor allem der Sechsfachimpfstoff zur Grundimmunisierung von Kindern im ersten Lebensjahr (Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Haemophilus Influenzae B und Hepatitis B) ist Mangelware. Auf dem deutschen Markt ist dieser Impfstoff nur von einem einzigen Hersteller, nämlich dem Schweinegrippen-Impfstoff-Hersteller Glaxo-Smith-Kline, erhältlich. Wenn der, wie jetzt geschehen, nicht liefern kann, wird es eng. Der Wanne-Eickeler Kinderarzt Dr. Klaus Heemann: „Das Problem ist doch, dass wir vom Ausland abhängig sind. Da kommt es immer mal wieder zu Engpässen; das ist nicht das erste Mal.”

Dass auch der Fünffach-impfstoff (ohne Hepatitis B) und sogar der Vierfachimpfstoff (Masern, Mumps, Röteln, Windpocken) für Kleinkinder in vielen Praxen fehlen, sei so noch nicht da gewesen, sagt der Herner Kinderarzt Dr. Wolfgang Schrader: „Für die Kinder in der Grundimmunisierung, also für die ganz Kleinen, ist das schon blöd, insgesamt aber nicht so dramatisch.” Im Notfall, etwa wenn ein längerer Auslandsaufenthalt geplant ist, führt er Einzelimpfungen durch, ansonsten werden die Kombi-Impfen eben ein paar Wochen später nachgeholt.

Die Patienten, erklärt Natalie Kusche, medizinische Fachangestellte in der Praxis von Dr. Bernd Kleinteich, seien zwar verärgert, reagierten aber relativ ruhig auf die Wartezeit. Und die könnte länger werden, wie die Eickeler Flora-Apothekerin Petra Sennekamp weiß: „Der Sechser- und der Fünferimpfstoff sind derzeit nicht lieferbar. Wir erwarten ihn auf keinen Fall vor Anfang März. Und ob er dann auch wirklich wieder verfügbar ist, ist auch noch fraglich.”

Auch wenn die jetzige Situation die hin und wieder vorkommenden Engpässe überschreite, sagt Dr. Klaus Heemann, solle man doch „die Kirche im Dorf lassen”: „Es schadet nichts, wenn wir auch mal mit einem Mangel leben müssen.”

Eltern sollten mit ihrem Kinderarzt das individuelle Vorgehen abstimmen.