Herne. Der umstrittene und gesundheitsgefährdende Brennstoff Kronocarb wird in Herne und Wanne-Eickel nicht mehr gemischt oder verbrannt, heißt es von der Bezirksregierung in Arnsberg. Kronos Titan hat gegen das Verbot vor dem Verwaltungsgericht aber ein Rechtsmittel eingelegt.
„Das Zeug gehört eigentlich hier nicht hin” – diesen Satz sagte Umweltdezernent Jan Terhoeven im Juni letzten Jahres. Jetzt scheint „das Zeug” – gemeint ist der umstrittene Brennstoff Kronocarb – tatsächlich aus Herne und Wanne-Eickel verschwunden zu sein. Dies jedenfalls teilt die Bezirksregierung in Arnsberg schriftlich mit.
Ein Blick zurück: Seit dem Jahr 2001 waren über 140 000 Tonnen Kronocarb im Heizkraftwerk Shamrock an der Kastanienallee verfeuert worden. Der Stoff, ein Nebenprodukt aus der Titandioxid-Herstellung der Leverkusener Firma Kronos Titan, gilt vor allem wegen seiner feinsten Stäube für die Bezirksregierungen Köln und Arnsberg „als Fall für die Abfallverbrennungsanlage”. Im Oktober 2009 bestätigte das Verwaltungsgericht in Köln die Einstufung von Kronocarb als Abfall. Die Richter wiesen eine Klage der Kronos Titan GmbH zurück, Eon verzichtete daraufhin auf die weitere Verbrennung von Kronocarb.
Rechtsmittel gegen Urteil des Verwaltungsgerichts
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) traute dem Braten nicht und hakte nach. Er fragte bei der Bezirksregierung an, ob Kronocarb weiterhin in der Mischanlage Julia der Firma BAV in Herne mit Ballastkohle für die anschließende Verbrennung gemischt werde. Darüber hinaus spürte der BUND eine Genehmigung zur Kronocarb-Verbrennung im Kraftwerk von Evonik Steag in Baukau auf. Ob diese noch gelte beziehungsweise in Anspruch genommen werde, wollten die Umweltschützer wissen.
Die Antwort aus Arnsberg ist eindeutig: Kronocarb wird nicht mehr bei der BAV gemischt und weder im Eon-Heizkraftwerk noch in Baukau verfeuert. „Damit ist sichergestellt, dass das Zeug aus unserer Region verbannt ist”, sagt BUND-Abfallexpertin Claudia Baitinger. Aber: Die Kronos Titan GmbH hat gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Köln Rechtsmittel eingelegt. Mit einem abschließenden Urteil wird erst in ein bis zwei Jahren gerechnet.