Herne. Beim Krankenhausaufenthalt liegt ein wenig Luxus im Trend. Nicht nur Privatpatienten schätzen den zusätzlichen Komfort - und lassen sich das auch etwas kosten. Die Einrichtungen reagieren.

Komfort und Privatsphäre – das gibt es auch im Krankenhaus. Gegen Aufpreis, versteht sich. Oder mit einer entsprechenden Privatversicherung. Was der First-Class-Patient in den Herner Hospitälern dafür kriegt?

Ein Einzelzimmer in warmen Farben und mit Holzverkleidungen, einen eigenen Kühlschrank, eine eigene Dusche, einen eigenen Flachbildfernseher und die morgendliche Tageszeitung – ans Bett. Der so genannte Wahlleistungsbereich erfreut sich wachsender Beliebtheit bei den zahlungswilligen Patienten der Stadt. Und die Einrichtungen passen sich an.

„Einerseits reagieren wir auf ein wachsendes Komfortbedürfnis der Patienten selbst, andererseits sind wir aber auch durch ein höchstrichterliches Urteil dazu gezwungen”, erklärt Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Vincenz-Gruppe. Gemeint ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2000, das die Angemessenheit von Ein- und Zeibettzimmer-Zuschlägen für Privatpatienten regelt. Seitdem ist gesetzlich vorgeschrieben, was im Wahlleistungsbereich geboten werden muss – und zu welchem Preis.

Wahlleistungszimmer gibt es in allen Herner Krankenhäusern

Jedes Herner Krankenhaus verfügt über Wahlleistungszimmer, in wachsendem Umfang. Im St. Anna-Hospital gibt es 85 solcher Zimmer, die ersten 70 wurden 2003 in Betrieb genommen, die anderen kamen 2008 hinzu – Geschäftsführer Freitag nennt Letztere: Zimmer „der zweiten Generation”. Eine Klima-Anlage, Flachbild-Fernseher, DVD-Player und Internetanschluss gehören hier ebenso zum Standard wie täglich frische, extraweiche Handtücher und spezielle Seife im „Duschbad” sowie die Möglichkeit, täglich aus sechs bis acht Menüs das Essen auszuwählen. Jedes Komfortelement wird von den Kassen mit einem Preis bewertet, die Summe der Leistungen ergibt die Zuzahlung. Im Anna kostet das Ein-Bett-Zimmer-Paket 113 Euro, die Zwei-Bett-Variante 66,50 Euro. Auch im Marien-Hospital Eickel und in der Rheuma-Klinik gibt es solche Zimmer, jeweils 15. Und die sind immer belegt.

So wie die 24 Einzelzimmer auf der Station 1 im Marienhospital Herne, seit vier Jahren existiert die neu gebaute Station. Knapp 100 Euro Zuzahlung kostet die Nacht auch hier, die Nutzung der schicken Kaffeebar und das Ansehen der ständig wechselnden Kunstausstellung im Stationsflur inklusive. „Wir nutzen diese Zimmer aber auch für unsere Palliativpatienten”, erklärt Pflegedirektor Hartmut Stöck. Verwaltungsdirektor Holger Raphael schätzt die Steigerung der Nachfrage auf „zehn bis 20 Prozent”. In der Klinik Börnig sollen bis 2011 rund 25 zusätzlich Betten entstehen.

18 bis 20 Prozent nutzen die Komfortzimmer

Auch bei der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft wird der Komfortzimmer-Bestand aufgestockt: 100 gibt es schon, 30 neue sollen (am Standort Eickel) bis 2011 fertig sein. „Etwa 3300 Patienten nutzen diese Zimmer pro Jahr, das heißt zwischen 18 und 20 Prozent der Patienten. Die Nachfrage ist ziemlich konstant”, sagt EvK-Verwaltungsdirektor Werner Karnik. Drei Servicekräfte erledigen seit August 2000 täglich kleine Erledigungen für die „First-Class-Patienten”.

Diejenigen, die den höheren Komfort tatsächlich aus eigener Tasche bezahlen, befinden sich jedoch – offenbar in allen Häusern – in der Minderheit. Der Trend geht zur privaten Zusatzversicherung: „In etwa 90 Prozent der Fälle wird die Wahlleistung über Versicherungen abgedeckt”, so Karnik. Echte „Draufzahler” gibt es offenbar noch wenige – aber es werden mehr. Karnik: „Eine Zusatzversicherung kostet etwa 100 Euro monatlich, die Zuzahlung für das Einzelzimmer etwa 100 Euro pro Tag.” Was sich also rechnet, ist abhängig davon, wie lang die individuelle Verweildauer ist.

Auch Herner Kliniken bieten Luxus wie im 5-Sterne-Hotel

Das Marienhospital am Hölkeskampring in Herne, zeigt die Unterschiede zwischen den normalen Krankenzimmern auf Station 5 und den Einzelbettzimmern auf Station 1, die schöner sind und mehr Extras haben, für die ein Patient aber auch einen Hunderter mehr bezahlen muss. Pro Tag, versteht sich. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Das Marienhospital am Hölkeskampring in Herne, zeigt die Unterschiede zwischen den normalen Krankenzimmern auf Station 5 und den Einzelbettzimmern auf Station 1, die schöner sind und mehr Extras haben, für die ein Patient aber auch einen Hunderter mehr bezahlen muss. Pro Tag, versteht sich. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
So sind die Komfort-Zimmer im Marienhospital am Hölkeskampring ausgestattet. Einen eigenen kleinen Kühlschrank gibt es. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
So sind die Komfort-Zimmer im Marienhospital am Hölkeskampring ausgestattet. Einen eigenen kleinen Kühlschrank gibt es. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Wand ist mit Holzverkleidung vertäfelt. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Die Wand ist mit Holzverkleidung vertäfelt. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Sogar ein DVD-Player gehört zur Ausstattung. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Sogar ein DVD-Player gehört zur Ausstattung. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Das Bad. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Das Bad. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
So sieht das Komfort-Zimmer auf Station 5 aus. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
So sieht das Komfort-Zimmer auf Station 5 aus. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Uns so ein normales Krankenzimmer. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Uns so ein normales Krankenzimmer. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Diesen Blick haben allerdings auch die Normalzahler. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool
Diesen Blick haben allerdings auch die Normalzahler. Foto: Ute Gabriel / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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