Herne/Wanne-Eickel. Zum Auftakt der Themenwoche "Fitness und Gesundheit" sprach WAZ-Mitarbeiterin Pia Heimann mit Bettina Kielholz-Sommer. Im Interview erklärt die Diplom-Sportwissenschaftlerin unter anderem wozu Sport gut ist und wie man die richtige Sportart für sich findet.

Sicher haben sich viele Leute an Silvester geschworen, im neuen Jahr mehr Sport zu treiben. Doch den inneren Schweinehund zu überlisten, ist gar nicht so einfach. Die WAZ befragte die Diplom-Sportwissenschaftlerin Bettina Kielholz-Sommer (49), warum Sport und Fitness wichtig und so gar nicht langweilig sind.

Frau Kielholz-Sommer, Sie organisieren und geben Sportkurse im Revierpark Gysenberg. Wozu sind Sport und Fitness eigentlich gut?

Bettina Kielholz-Sommer.
Bettina Kielholz-Sommer. © Haenisch / waz fotopool

Kielholz-Sommer: In erster Linie ist es einfach ein Ausgleich zum Alltag. Da fangen ja auch die Probleme an - jeder Beruf birgt Gefahren für eine schlechte Haltung, man sitzt, steht oder bewegt sich oft automatisch falsch. Es kann zu Rückenproblemen kommen und Muskeln bilden sich zurück, was zu einer dauerhaften Fehlhaltung führen kann. Um dem entgegenzuwirken, reicht es nicht, wenn man nur ein bisschen Sport macht, sondern das Rundumprogramm muss stimmen. Dabei kann man auch mit kleinen Mitteln viel erreichen. Auch die Psyche profitiert von Bewegung, man hat gleich viel bessere Laune nach dem Sport.

Wie sieht dieses Rundum-Programm denn aus?

Fitness und Gesundheit

Die letzte Januar-Woche steht unter dem Motto „Fitness und Gesundheit”. Jeden Tag wird ein Artikel zu diesem Thema erscheinen. Im Interview heute wird geklärt, wozu Sport und Fitness gut sind. Dienstag fragen wir Physiotherapeuten in Herne, was sich in ihrer Branche getan hat. Zudem gibt's noch Krankenkassen- und Ernährungstipps, und eine Reporterin nimmt an einem Wellnes-Yoga-Kurs teil, um hautnah über den Well-Fit-Trend zu berichten.

Kielholz-Sommer: Das ist ganz individuell. Das Wichtigste dabei ist, dass sich ein Bewusstsein für den eigenen Körper und das Sporttreiben entwickelt. Da hat sich in den letzten zwanzig Jahren viel verändert. Es wird viel mehr auf den Gesundheitsaspekt und die Körperwahrnehmung geachtete, so dass man Bewegungen im Alltag - also sitzen, stehen, gehen - viel bewusster macht. Viele Übungen kann man auch zuhause durchführen, man muss nur wissen, wie es richtig geht. Dafür sollte man am besten einmal in einem Kurs angeleitet worden sein, weil sich schnell kleine Fehler einschleichen, die Folgen haben können.

Sie sagen, dass sich viel verändert hat. Können Sie das genauer erklären?

Kielholz-Sommer: Früher war Sport eher so eine Hau-Ruck-Geschichte, oder bei Älteren endete es oft im typisch langweiligen Seniorensport. Heute geht es, wie ich schon sagte, verstärkt um die Selbstwahrnehmung. Welche körperlichen Defizite habe ich? Was macht der Sport mit mir, dass es mir besser geht? Das sind Dinge, die man heute herausfinden möchte. Deswegen hat sich auch das Angebot verändert. Sport ist „runter vom Sofa” und schauen, was zu mir passt. Will ich in ein Fitness-Center oder an die frische Luft, will ich den Wellness-Spaß-Bereich oder doch lieber ein echtes Muskelaufbauprogramm? Die Leute haben viel mehr Möglichkeiten zu mischen. Interessante Well-Fit-Angebote, neue Richtungen beim Yoga, Pilates, autogenes Training - das sind Sachen die ganz groß rausgekommen sind und die man verbinden kann. Aqua-Sport ist zur Zeit der absolute Trend.

Woran liegt das?

Kielholz-Sommer: Menschen mit Gelenkproblemen, die nicht mehr so beweglich sind oder Übergewichtige trauen sich eher ins Wasser. Es ensteht kein Wettbewerb, wie man das manchmal bei Land-Kursen hat, weil die anderen Teilnehmer nicht sehen können, was unter Wasser passiert. Außerdem bleiben auch Problemzonen versteckt. Und man hat den großen Vorteil einer optimalen Herz-Kreislauf-Belastung im Wasser, und es macht so richtig Spaß.

Woher weiß ich, welcher Sport für mich richtig ist?

Kielholz-Sommer: Durch Ausprobieren. Es ist für jeden etwas dabei - aber man sollte darauf achten, dass man das Richtige für sich findet. Das A und O ist, sich nicht abschrecken zu lassen. Anfänger können mit einem Training in der Woche beginnen. Als Nichtsportler soll man sich realistische Ziele setzen, wenn man sich gleich so vollpackt, demotiviert das nur. Die genannten Aqua-Kurse sind da empfehlenswert, aber es gibt noch zig ander Einsteiger-Angebote, auch bei den Fitness-Kursen oder beim Walking bzw. Nordic Walking. Frische Luft ist gerade für Couch-Potatoes nicht das Schlechteste. Auch die Fitness-Studios haben gute Angebote und gut ausgebildete Trainer. Das Preis-Leistungs-Niveau ist halt ein anderes als bei Sport-Vereinen oder -Kursen und man verpflichtet sich für einen längeren Zeitraum dabei zu bleiben. Aber egal wozu man sich entscheidet, die Hauptsache ist, man bewegt sich!