Herne. Carmen „Caramba Olé“ aus Bochum ist Legende in der Karaoke-Bar auf der Cranger Kirmes. Der Biergarten ist weg. Was wird aus Carmen?

Carmen leuchten die Augen. Einmal noch Karaoke-Bar. Das wär‘s. „Wenn die Karaoke-Bar nicht wieder auf die Cranger Kirmes kommt, macht mein Leben keinen Sinn mehr“, sagt die 68-Jährige und atmet tief durch. Wer Carmen und die Kirmes nicht kennt, könnte spotten. Die Bochumerin meint das ernst. Und Kirmes-Fans wissen: Hier redet eine Kirmes-Legende über die andere Kirmes-Legende.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

+++ Hintergrund: Karaoke-Biergarten verlässt die Cranger Kirmes +++

Carmen-Sprechchöre und das Bier fließt schneller aus dem Zapfhahn, wenn Carmen singt

Carmen erkennt man sofort. Die Frau mit den raspelkurzen Haaren strahlt, wenn sie von der Musik redet. Und als es die Karaoke-Bar auf der Kirmes noch gab, da tanzten die Menschen auf den Tischen. Es gab Carmen-Sprechchöre. Autogramm-Wünsche, Auftritte auf Polterabenden. Wenn Carmen den „Holzmichl“ anstimmte, dann soll das Bier doppelt so schnell durch den Zapfhahn geflossen sein. Glaubt man nicht, aber es gibt viele Videos, die das bezeugen.

+++ Lieblingsmensch statt Karaoke: Das ist der Nachfolger auf Crange +++

In der Karaoke-Bar, da wurde Carmen gefeiert wie ein Topstar. Dabei war‘s nur Karaoke, immer ein Hauch hinter der Melodie und ein bis zwei Oktaven drüber oder drunter. Aber so viel Herz! Zehn Tage im Jahr reichten dafür, dass Carmen bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund.

„Singen ist mein Leben. Ohne Singen würde mein Leben zusammenbrechen“, sagt Carmen. Ihre markanten kurzen Haare habe sie, weil sie sich sonst vor Nervosität die Haare ausrisse. Viele Menschen vermuteten eine Krebserkrankung. Aber diese Frisur habe sie schon immer, betont Carmen. Die 68-Jährige ist ein besonderer Mensch, keine Frage. „Ich habe ein schlechtes Leben gehabt“, sagt Carmen.

Schicksalsschläge im eigenen Leben – Carmen hat vor allem die Musik

Sie erzählt nicht viel aus ihrem Leben, ein paar Dinge in Kürze: Bei der Großmutter aufgewachsen, dann selbst mit 19 Mutter geworden. Ihren Verlobten verlor sie nach einer schweren Parkinson-Erkrankung. Arbeiten kann sie mit ihren psychischen und physischen Lasten nicht. Die Arbeitsagentur habe sie mal immerhin zu einer Künstlervermittlung geschickt. Carmen ging ins Tonstudio und nahm Songs auf. Der große Reichtum blieb aus, aber noch immer lebt der Traum von einem Hauch persönlichen Glück durch die Musik.

„Die Musik hat mich munter gemacht“, sagt Carmen. „Ich hab‘ früher mal bei uns am Kemnader See gesungen. Da hat es mir aber nicht so gefallen“, sagt Carmen. „Dann hat man mir gesagt, ich soll mich mal beim Karaoke-Biergarten in Wanne-Eickel bewerben. Da hab ich mich beworben und hab dann angefangen zu singen.“

Carmen zusammen mit Showmaster Panagiotis Panagiotidis. Wird es jemals wieder diese Szenen geben?
Carmen zusammen mit Showmaster Panagiotis Panagiotidis. Wird es jemals wieder diese Szenen geben? © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Und Carmen schlug ein wie eine Bombe. „Da sind das erste Mal die Leute auf dem Tisch rumgetanzt. 1997, da kann ich mich noch dran erinnern.“ Die Bochumerin kennt auch noch genau ihr Lied: „Ich fand das ganz große Glück mit dir im Zug nach Osnabrück. Das mochten sie alle.“

Der Hit von „Cliff und Rexonah“ entwickelte sich vorsichtig formuliert nicht zum Chartkracher. Aber Carmen machte die Karaoke-Version zur Legende. Und dem WAZ-Reporter singt sie auch gleich begeistert vor. Kostprobe gefällig?

„Ich fand das ganz große Glück mit dir im Zug nach Osnabrück,
du hast mich angemacht, so kurz vor Offenbach,
wir haben Sekt bestellt, gleich hinter Bielefeld,
wir fingen an zu schmusen, beim Halt in Leverkusen,
dein süßes Muttermal fand ich in Wuppertal.
Ich fand das ganz große Glück in Osnabrück.“

Das ganz große Glück… Das blieb Carmen im vergangenen Jahr verwehrt. Plötzlich das Aus für die Karaoke-Bar. Es lohnte sich nicht mehr. Seitdem hofft sie so sehr auf ein Comeback des Biergartens dieses Jahr im August. Daraus wird nichts. Noch schlimmer: Nie wieder!

Carmen ist unfassbar traurig. Vielleicht muss sie es nicht sein. Aus Kirmes-Kreisen ist zu hören, dass es für Carmen und ihre Fans eine Überraschung geben könnte. Aber pssssssst!

Gibt‘s ein Happy-End für Carmen?
Gibt‘s ein Happy-End für Carmen? © FUNKE Foto Services | André Hirtz