Herne. Keine guten Nachrichten: Im neuen Armutsbericht des Paritätischem stellt sich die Lage für Herne sehr schlecht dar. Die veröffentlichten Zahlen
„Armutspolitisch muss das Ruhrgebiet als besonders problematische Region gelten“, schreibt der Wohlfahrtsverband Der Paritätische in seinem kürzlich veröffentlichten Armutsbericht 2022. Und die Lage in Herne ist gemessen an den Zahlen sogar noch problematischer als in vielen anderen Städten der Region und erst recht als im Durchschnitt von NRW und des Bundes. Das gilt insbesondere für Kinder unter 18 Jahren.
In Herne lebte nach Berechnungen des Paritätischen (Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit) im Jahresdurchschnitt 2022 mehr als jedes vierte Kind in Hartz-IV- bzw. Bürgergeld-Haushalten (SGB II), konkret: 28,1 Prozent. Damit liegt Herne im Ruhrgebiet auf Platz 5. Negativ-Spitzenreiter ist Gelsenkirchen (37,9 Prozent), es folgen Essen (29,4), Duisburg (28,5) und - noch knapp vor Herne - Dortmund mit 28,2 Prozent. Bundesweit liegt die Zahl armer Kinder im Schnitt bei 12,4, in NRW bei 16,8 und im Ruhrgebiet bei 22,5 Prozent. In Herne ist die Zahl armer Kinder demnach mehr als doppelt so groß wie im NRW-Schnitt.
Armutsquote stagniert auf „exorbitant hohem Niveau“
Nicht viel anders sieht das Bild bei den Zahlen für Erwachsene aus. Herne belegt hier mit einer Hartz IV/Bürgergeld-Quote von 17,8 Prozent gleichauf mit Dortmund Rang 4. Gelsenkirchen ist mit Abstand vorne (24,8 Prozent), gefolgt von Essen (18,1 Prozent) und Duisburg (17,9 Prozent). Die Vergleichszahlen machen auch hier das Ausmaß deutlich: Deutschland 8,0 Prozent, NRW 10,7 Prozent und Ruhrgebiet 14,1 Prozent.
Immerhin: Die Armut sei 2022 nicht größer geworden, habe aber trotz des „exorbitant hohen“ Niveaus von 2021 auch nicht abgenommen, erklärt der Paritätische.
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Angesichts der Folgen der Inflation berichteten Beratungsstellen von „der wachsenden Verzweiflung“ derer, die nicht mehr gewusst hätten, wie sie mit ihren Familien überhaupt noch finanziell das Ende des Monats erreichen und wie sie ihre Stromrechnungen oder ihre Mieten zahlen sollen. Und: Die Tafeln meldeten „phasenweise völlige Überlastung“ in einer Situation, in der das staatliche Fürsorgesystem angesichts der Preissteigerungen und politischen Unterlassungen ganz offensichtlich versage, so das Fazit des Wohlfahrtsverbandes.
Neu ist das Thema in Herne natürlich nicht. Insbesondere das Herner Sozialforum weist seit Jahren auf die dramatische Situation hin. Und auch drei Fachausschüsse des Rates hatten sich Mitte 2023 aufgemacht, in Sachen Kinderarmut im Rahmen der - sehr begrenzten - kommunalen Möglichkeiten aktiv zu werden. Diverse (kleinere) Maßnahmen sollten auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden. loc