Herne. Markthändler haben es schwer: Nach hohen Umsätzen zu Corona sinken die Umsätze. Auf dem Herner Wochenmarkt nimmt auch die Zahl der Händler ab.

Inflation und steigende Preise, Sparsamkeit bei Verbraucherinnen und Verbrauchern: Auch auf dem Herner Wochenmarkt spüren Händler den wirtschaftlichen Druck. Einige beklagen weniger Kundinnen und Kunden nach Corona, außerdem nimmt die Zahl der Markthändler weiter ab.

In Herne gibt es mehrere Wochenmärkte in den Stadtbezirken. Zweimal in der Woche bauen Händlerinnen und Händler ihre Stände vor dem Herner Rathaus auf, dienstags und freitags. So auch Uwe Odermann, Chef von Fisch Odermann und Sprecher der Markthändlerinnen und -händler in Herne. Er bot seine Waren auch während der Corona-Lockdowns auf dem Wochenmarkt unter anderem in Herne-Mitte an. „Die Menge der Kundschaft ist gleich geblieben“, sagt Odermann. Allein: Der Markt schrumpfe, die Zahl der Verkaufsstände sinke. Immer mehr Händlerinnen und Händler gingen in Rente - und Nachfolgerinnen und Nachfolger fänden sich nicht.

Herner Händler: Marktgebühren sollen gesenkt werden

Weniger Verkaufsstände: der Herner Marktsprecher Uwe Odermann.
Weniger Verkaufsstände: der Herner Marktsprecher Uwe Odermann. © FUNKE Foto Services

Gemüse-Verkäufer Ralph Preker beklagt, dass auch die Zahl der Kundinnen und Kunden zunehmend zurückgehe. Er verweist auf den Markt, der an diesem Tag gegen halb elf relativ leer ist. „Während Corona war hier natürlich eine Ausnahmesituation. Da kamen viele in der Mittagspause vorbei, da die Kantinen dicht waren“, erzählt Preker. Seit dem Ende der Pandemie kämen wesentlich weniger Besucherinnen und Besucher. Es sei „hier in Herne sehr ruhig geworden“, bilanziert er. Preker glaubt zudem, dass die hohen Standpreise Grund für den Rückgang bei der Händlerinnen und Händlern seien. „Wir zahlen hier das Doppelte von dem, was wir in Recklinghausen zahlen“, kritisiert er. Es würde helfen, wenn die Standgebühren in Herne gesenkt würden und somit mehr Händler ihre Waren anböten. Dann hätte die Kundschaft mehr Auswahl, und die Wochenmärkte würden besser angenommen, zeigt er sich überzeugt. Er fordert: „Man müsste die ganze Sache mal etwas attraktiver gestalten.“

Ralph Preker ist nicht nur als Händler von der Entwicklung enttäuscht: Er selbst findet Märkte super spannend und möchte sie gerne erhalten: „Das ist so, wie es die Leute von früher noch kennen. An so was will man doch festhalten.“ Seine Kundinnen und Kunden seien zu 90 Prozent ältere Stammkundschaft. Viele seiner Stammkunden kaufen schon seit Jahren dort ein. Der Stand wird bereits in dritter Generation weitergeführt. Preker hofft, dass sich die Situation der Händler in Zukunft ändert und das Märkte wie dieser noch lange bestehen.

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Kartoffelhändlerin Janine Johannes sieht die Lage etwas entspannter. Natürlich sei das Marktgeschehen nicht mit dem während der Corona-Pandemie vergleichbar, allerdings sei ihre Kundschaft relativ stabil geblieben. Sie sieht den Lockdown als Auslöser dafür, dass heute überhaupt noch viele Menschen Märkte besuchen: „Im Lockdown wurde der Markt von vielen entdeckt.“ Auch sie bediene zu 95 Prozent Stammkunden. Vor dem Lockdown sei die Stammkundschaft älter gewesen, doch jetzt kämen auch zahlreiche junge Leute, um bei ihr einzukaufen.

Kundschaft stabil: die Kartoffelhändlerinnen Jessica Friedrichs und Janine Johannes.
Kundschaft stabil: die Kartoffelhändlerinnen Jessica Friedrichs und Janine Johannes. © FUNKE Foto Services

Auch die Besucherinnen und Besucher, die an diesem Tag auf dem Markt einkaufen, sind zum großen Teil Stammkunden. So Ingrid Helmke. Sie besuche regelmäßig Märkte, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen, erzählt sie. Sie sei bereits vor dem Lockdown regelmäßig auf Märkten unterwegs gewesen - und bleibe ihnen treu. Auch Heidrun Jungs besucht gerne Wochenmärkte, erzählt sie. Sie gehe durchaus auch in Supermärkte, aber eben auch auf den Markt, um dort frisches Obst und Gemüse zu kaufen. „Alles bekommt man hier auf so einem Markt eben nicht“, sagt die Seniorin.

Sie besucht Märkte und Supermärkte: Heidrun Jungs.
Sie besucht Märkte und Supermärkte: Heidrun Jungs. © FUNKE Foto Services

>>> Statistiken: Umsätze der Marktkaufleute gingen 2023 deutlich zurück

Die Umsätze auf Wochenmärkten gingen 2023 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um 6,5 Prozent zurück, in einigen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sogar um mehr als 10 Prozent. Das geht aus amtlichen Statistiken hervor. Die Erlöse der Branche sanken damit deutlich stärker als die des Einzelhandels insgesamt, der real 3,3 Prozent weniger umgesetzt hat.

An Verkaufsständen und auf Märkten würden vorwiegend Lebensmittel verkauft, die 2023 besonders hohe Preissteigerungen zu verbuchen hatten, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Der Bundesverband Schausteller und Marktkaufleute (BSM) sieht einen weiteren Grund für den Einbruch in einer Normalisierung nach der Coronazeit. In den Jahren 2020 bis 2022 hätten die Märkte ein außergewöhnliches Umsatzplus verzeichnet.