Herne. Franz Müntefering „würdigt“ Oskar Lafontaine, Frank Dudda denglischt, Genbikinis und Ölberge im Herner Rat: der politische Wochenrückblick.
Die Abrechnung: Münte über Oskar
Wer angesichts von Franz Münteferings neuem Buch „Nimm das Leben so, wie es ist. Aber lass es nicht so“ geglaubt hat, der frühere SPD-Chef und Vize-Kanzler ist altersmilde geworden, ist (spätestens) in dieser Woche eines Besseren belehrt worden. Der Wahl-Herner hat den 25. Jahrestag der Flucht von Oskar Lafontaine aus der rot-grünen Regierungskoalition unter Kanzler Gerhard Schröder zum Anlass genommen, dem Ex-Genossen „eine Würdigung“ im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung zu widmen. „Gnadenlose Abrechnung“ wäre vielleicht das passendere Wort für den Beitrag: Als Besserwisser, Wenigtuer und selbstgefälliger Lautsprecher („er blickt in den Spiegel und findet sich toll“) bezeichnet der 84-Jährige seinen früheren Parteifreund. Vielleicht revanchiert sich Lafontaine ja mit einem eigenen Gastbeitrag in einer Zeitung. Gelegenheit dazu wäre beispielsweise am 1. Januar 2025: An diesem Tag vor 20 Jahren wurde unter dem damaligen SPD-Parteichef (und späteren Arbeitsminister) Franz Müntefering Hartz IV eingeführt.
Lupenreiner Englisch-Deutsch-Mix
Zwei geheime Wahlgänge gab es in dieser Woche im Rat: einmal, als der künftige Kämmerer (Marc Ulrich) gewählt wurde, und einmal, als der künftige Stadtdirektor (Frank Burbulla) bestellt wurde. Bei der ersten Wahl erklärte OB Frank Dudda den Stadtverordneten noch detailliert, wie sie abstimmen sollen (erst sitzen bleiben, auf Wahlzettel warten, die ausgeteilt werden, dann Kreuzchen machen und schließlich nach und nach zur Urne gehen). Bei der zweiten Wahl war seine Erklärung deutlich kürzer: „The same procedure as (Pause) eben“, sagte der Oberbürgermeister - in Anlehnung an den Silvester-Klassiker „Dinner for One“ - in lupenreinem Englisch-Deutsch-Mix. Der OB will Herne ja internationaler aufstellen. Sprachlich, das hat der 60-Jährige jetzt bewiesen, steht dem nichts im Wege.
Genbikini und Bußzeitski
An das neue redaktionelle Textprogramm hat sich auch die Politgeflüster-Redaktion inzwischen gewöhnt. Fremdeln ist allerdings noch angesagt bei Korrekturvorschlägen für Namen von Politikerinnen und Politikern. Beispiele? Gerne! Als Alternative für Dudda wird „Tutti“, „Dutt“ und „Jutta“ genannt. Noch „kreativer“ ist das System bei SPD-Stadtverordneten: Beim Namen (Roberto) Gentilini ploppt im Korrekturprogramm der „Genbikini“ auf (was ist das?), bei (Ulrich) Syberg ein „Ölberg“.
Nachrichten aus Herne - Lesen Sie auch:
- Herne: So soll Wanne-Mitte sauberer und sicherer werden
- Stadt: „Das Herner Publikum ist nicht so anspruchsvoll“
- Der größte steinerne Vorgarten Hernes ist bald Geschichte
Was außerdem auffällt: eine gewisse Affinität zum Winter- bzw. Skisport. Für SPD-Fraktions-Chef (Udo) Sobieski wird „Mobilski“ angegeben, für die Linken-Stadtverordnete (Veronika) Buszewski „Bußzeitski“. Und nicht zuletzt: Wenn wir die Korrekturvorschläge des Programms für bare Münze genommen hätten, dann hätte der Kulturausschuss jüngst nicht in den Flottmann-Hallen stattgefunden, sondern in den Blödmann-Hallen.