Herne. Der Zeitplan des A43-Ausbaus auf Herner Gebiet hinkt Jahre hinterher. Deshalb kritisiert Projektleiterin Carola Ziebs die Deutsche Bahn massiv.
Es sollte nur ein kurzes Update werden: Carola Ziebs, Projekleiterin des A43-Ausbaus, berichtete am Dienstag auf Einladung der Herner Wirtschaftsförderung und des Vereins Pro-Transfer über den Fortschritt der Arbeiten. Doch dieses Update nutzte sie für massive Kritik an der Deutschen Bahn.
Ziebs macht die Bahn mitverantwortlich für die jahrelangen Verzögerungen dieses Mammutprojekts. Wie riesig diese Verzögerungen inzwischen sind, offenbart ein Blick zurück: Im Jahr 2017, als die Baustelle langsam das Herner Stadtgebiet erreichte, gingen die Planungen davon aus, dass die Brücke Cranger Straße ab Mitte 2018 für etwa zwei Jahre gesperrt werden müsse. Die Bauarbeiten an der Autobahn-Brücke Holsterhauser Straße sollten Mitte 2018 starten. Baubeginn an der Brücke Rottbruchstraße? Als Start wurde das Jahr 2022 ins Auge gefasst. Bei allen drei innerstädtischen A43-Querungen tut sich bislang: nichts.
„Wir werden jedes Mal von Neuerungen bei der Bahn überrumpelt“
Auf die Frage der Herner WAZ-Redaktion, ob Ziebs einen Zeithorizont für diese drei innerstädtischen Querungen nennen könne, antwortete sie nach kurzem Zögern: „Nein, kann ich nicht. Die sind schon so oft verschoben worden.“ Die Rottbruchstraße zum Beispiel hänge massiv von der Bahn ab. Und die Bahn habe in den vergangenen Jahren bereits zweimal Veränderungen in ihrem internen System vorgenommen. „Deshalb müssen wir unsere Planungen für die Rottbruchstraße, die mehr oder weniger stehen, nochmal auf das veränderte System der Bahn ummünzen.“ Das dauere über ein Jahr.
„Ich kann im Moment überhaupt keinen Zeitpunkt nennen, wann das überhaupt irgendwann gebaut wird. Wir werden jedes Mal von Neuerungen bei der Bahn überrumpelt.“ Ihr Team sei teilweise fassungslos. „Die Bahn ist nicht der einfachste Partner.“ Sie könne viele Steine aufzählen, die die Deutsche Bahn den Planern des Autobahnausbaus in den Weg lege.
Die Holsterhauser Straße bereitet Ziebs schon jetzt Kopfzerbrechen - weil parallel zur Autobahn eine Bahntrasse verläuft. Ziebs: „Die Brücke über die A43 soll eigentlich komplett neu gebaut werden. Ich glaube, wir werden unsere Brücke selbst bauen und die Bahnquerung die Bahn selbst machen lassen. Wir kommen mit der Bahn einfach nicht überein. Wir wären eigentlich schon so weit, dass wir bauen könnten, aber durch deren permanente Änderungen und Neuerungen sind wir immer wieder fassungslos und machtlos.“ Aber im Zuge des Ausbaus der A43 sei die Autobahn GmbH auf die Bahn angewiesen.
Immerhin gebe es einen Zeithorizont für die Cranger Straße: wenn das Brückenbauwerk für das Kreuz Herne fertiggestellt sei. Das könnte 2026 soweit sein.
Dennoch gehe es voran. Was in diesem Jahr noch begonnen werde: das Kreuzungsbauwerk im Kreuz Herne, also jene Brücke, mit der die A42 über die A43 geführt wird. Die soll in einem Pilotprojekt in Schnellbauweise entstehen. So soll die Bauzeit von rund vier Jahren auf unter zwei gedrückt werden. Ziel sei es, diese Brücke bis Ende des Jahres 2026 fertigzustellen. „Ich hoffe, dass das gelingt, das wäre ein großer Schritt.“ Die Brücke sei sehr kompliziert zu bauen.
Ein Thema, was gerade Unternehmen wie Speditionen umtreibt: die Umleitungen aufgrund der maroden Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, dürfen sie nicht mehr befahren, eine Schrankenanlage überwacht bereits seit zwei Jahren die Einhaltung. Ziebs hofft, dass die Schranken im Jahr 2026 wieder verschwinden, wenn der Neubau der Brücke abgeschlossen ist. Diese Einschränkung trifft auch Unternehmen im Wanner Westhafen, zum Beispiel Bötzel. Von dort ist die Anschlussstelle Recklinghausen-Hochlarmark nahe, doch die bleibe so lange geschlossen, bis die Schrankenanlage verschwinde, damit dort kein Lkw auffahre, so Ziebs.
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Zurzeit ist der Ausbau ausschließlich auf Herner Stadtgebiet in vollem Gang, doch auch wenn er Richtung Bochum wandert, wird es deutliche Auswirkungen auf Herne geben, auch das machte Ziebs deutlich. „Ein großes Problem wird die Anschlussstelle Bochum-Riemke sein.“ Die liegt bekanntlich unmittelbar an der Stadtgrenze zu Herne. Ab 2026 sollen dort die Arbeiten starten, wie lange sie dauern, sei nicht absehbar. Ursache für das Problem: Die Brücke über die Herner Straße müsse komplett neu gebaut werden, außerdem befinde sich unter der Herner Straße die U-Bahn, deshalb werde die Gründung für das Brückenbauwerk kompliziert. Ziebs: „Das wird noch richtig tricky.“