Herne. Seit dem Einsatz der Bundeswehr zu Corona-Zeiten in Herne ist der Boden des Wanner Ratssaals krumm und schief. Wie konnte das passieren?
Der desolate Zustand des Fußbodens im Rathaus Wanne hat in der Politik Kritik ausgelöst. Im Ratssaal ist der Parkettboden krumm und schief, darunter wurden sogar Schadstoffe gefunden. Nun ist eine teure Sanierung nötig. Schwer gelitten hat der Boden während der Corona-Pandemie: Da wurde der Sitzungssaal als Zentrale für die städtische Covid-Hotline genutzt. An den Telefonen saßen damals Bundeswehr-Soldaten - und die kamen in Uniform samt schwerer Stiefel in den Saal.
Die Stadt hatte die Bezirksvertretung Wanne Ende Januar über die Schäden im Sitzungssaal informiert. Im Boden gebe es viele Unebenheiten sowie ein starkes Gefälle, so der Tenor. Um ein komplettes Schadensbild zu bekommen, wurde auch der Boden geöffnet. Dabei sei festgestellt worden, dass unter dem Parkett eine Gussasphalt-Schicht liege. Das Problem: Im Parkettkleber und im Asphalt sei eine „PAK-Belastung“ festgestellt worden. PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) gilt als krebserregend. Nun sollen die Schäden vorsichtig und unter Beachtung des Denkmalschutzes beseitigt werden. Nach ersten Schätzungen kostet das etwa 160.000 Euro - und möglicherweise noch deutlich mehr, wenn bei den Arbeiten weitere unliebsame Überraschungen auftauchen.
Dass in der Bezirksvertretung Wanne, in der die Stadt über die Schäden informierte, nun Kritik aufkam, liegt an dem Umstand, dass das Rathaus Wanne von 2005 bis 2013 für mehrere Millionen Euro saniert worden ist. Warum muss die klamme Stadt jetzt schon wieder für eine Sanierung in dem denkmalgeschützten Gebäude in die Tasche greifen? Grund sind laut Rathaus die bis zu 20 Bundeswehr-Soldatinnen und -Soldaten aus dem Versorgungsbataillon Unna, die den Raum zwischen 2020 und 2022 zeitweise genutzt haben. Die Uniformierten hatten die Stadt bei der sogenannten Kontaktpersonen-Nachverfolgung unterstützt - sprich geprüft, welche Menschen sich mit Corona angesteckt haben könnten. Dazu saßen sie im ehemaligen Ratssaal der Stadt Wanne-Eickel und telefonierten Bürgerinnen und Bürger ab, die mit Infizierten in Kontakt waren. Die Stadt zeigte sich sehr dankbar für diese Hilfe.
Die Kehrseite aber zeigt sich jetzt: Der Saal, in dem normalerweise unter anderem die Bezirksvertretung Wanne tagt, ist nicht mehr öffentlich nutzbar. Das Parkett ist hinüber. Offensichtlich durch die schweren Springerstiefel, hieß es in der Bezirksvertretung Wanne. Dort löste die Angelegenheit reichlich Kopfschütteln aus. SPD-Ratsherr Frank Salzmann platzte sogar der Kragen. Er sei entsetzt darüber, wie der Saal nach dem Auszug der Bundeswehr aussehe: „Da sträuben sich mir sämtliche Haare.“ Warum sei das Parkett nicht geschützt worden, etwa durch eine Abdeckung? Zu Hause würde das jeder machen, warum nicht die Stadt?, fragte er. Die Folgen müsse nun die Allgemeinheit tragen.