Herne. Bei dieser Feier im Mondpalast von Wanne-Eickel sollte man dabei gewesen sein. Der „Erfinder“ stürzt. Was ist nur mit dem Oberbürgermeister los?
Wat fürn Geburtstach! Menschen in Kleid und Sakko, Schalke-Trikot und BVB-Schal eilen am Samstagabend etwas fröstelnd durch den eisigen Abend in den alten Saalbau. Der Mond strahlt dabei so hell und golden über Wanne-Eickel, als hätten sie ihn extra zum Geburtstag über der Stadt aufgehängt. Der Mondpalast wird 20 – und das wird mit dem größten Erfolg „Ronaldo und Julia“ gefeiert.
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Eine Schrecksekunde direkt zu Anfang: Christian Stratmann stolpert auf die Bühne
Dieser Abend bietet wieder die Anekdoten, über die sie hier bei weiteren Geburtstagen ganz sicher werden lachen können. Dazu gehört bestimmt auch ein Moment, der erst einmal eine echte Schrecksekunde ist: „Prinzipal“ und Mondpalast-Gründer Christian Stratmann gerät auf dem Weg auf die Bühne aus dem Tritt, stolpert und liegt für einen kurzen Moment auf allen Vieren auf dem Boden. Der 72-Jährige bekommt sofort Hilfe, rappelt sich auf und rettet das Publikum aus dem kurzen Schockmoment: „Vor 20 Jahren bin ich hier auf die Bühne gesprungen“, sagt Stratmann und kämpft mit den Tränen, weil das alles bewegende Momente für ihn sind. „Ich wollte mir hier meinen Traum verwirklichen, so wie ich mir das vorstelle. So stelle ich mir das vor“, ruft er.
Auf der Bühne steht ein guter Teil des großen Teams, das sonst nur hinter den Kulissen wirkt. Nur durch deren Disziplin und Einsatz sei der Erfolg möglich gewesen. Das honoriert auch das Publikum mit viel Applaus. Zum Geburtstag dürfen sie im Team alle mal ein bisschen überdrehen, ohne die Fassung zu verlieren. Die Stimme aus dem Off präsentiert Theater-Leiter Marvin Boettcher als „Sexiest man alive“. Das sei nicht abgesprochen gewesen, betont Boettcher. Im Vordergrund steht heute das Team, auch wenn ein paar Promis wie VfL-Legende Darius Wosz im Publikum sitzen.
Oberbürgermeister Frank Dudda mit dem Potenzial zur Stand-Up-Comedy
Der Mondpalast schließt sich mit einem klaren Statement gegen Rechts den Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus an: „Wir haben nie den Zeigefinger. Aber wir haben immer das Quäntchen, das zum Nachdenken anregen soll“, sagt Boettcher. „Das Ruhrgebiet ist bunt, ist vielfältig, der Mondpalast ist bunt.“
Und wie das so ist an solchen Abenden gibt‘s auch warme Worte von Offiziellen. Ein Stimmungskiller? Denkste! Oberbürgermeister Frank Dudda juxt, stichelt, improvisiert in knackigen fünf Minuten und einem der wohl launigsten Wort-Beiträge seiner Amtszeit. So viel wurde wohl seit langer Zeit nicht mehr in Herne bei einer Rede eines Oberbürgermeisters gelacht. Was ist nur mit dem Oberbürgermeister los?
Mondpalast: Das „Dingen“ hat 20 Jahre lang gehalten
Dudda richtet sich an die damalige Kulturdezernentin und spätere Hattinger Bürgermeisterin Dagmar Goch im Publikum. Goch hatte damals Stratmann, der im Ruhrgebiet nach einer Spielstätte suchte, den früheren Kaisergartensaal angedient. „Du hast gar nicht erzählt, dass es hier überall reinzieht, dass die Leitungen gar nicht so in Bestform sind und dass man auf dieser Bühne eigentlich unmöglich 20 Jahre stehen kann. Aber irgendwie hat das Dingen gehalten.“
Nach der überregionalen Aufmerksamkeit für Wanne-Eickel fehle eigentlich nur noch ein RTL-2-Format. Was seien die Geissens schon gegen Stratmann und Co. und den Gründungsintendanten: „Der Herr Rech müsste ein Buch schreiben: Mein Prinzipal und ich.“ Ganz ernsthaft gelte: „Da ist noch Raum für Neues und das strahlen Sie auch aus.“ Dem Mondpalast Team ruft Dudda zu: „Wir sind stolz auf Sie!
Kleine sympathische Pannen, Herz und Überraschungen
Dass ausgerechnet der Einspieler mit dem Tagesthemen-Beitrag von vor 20 Jahren nicht im Video, sondern nur im Ton zu verfolgen ist, gehört zu den kleinen sympathischen Pannen. Die Komödie „Ronaldo und Julia“ danach ist sowieso Kult und wird auch vom Publikum so aufgenommen. Mit Silke Volkner, Martin Zaik und Axel Schönnenberg sind noch drei Schauspieler vom ersten Tag an dabei. Melanie Linka und Dominik Brünnig sind das perfekte Liebespaar. Und sowieso sind sie hier alle auf der Bühne zum Liebhaben.
Zum Geburtstag gibt‘s auch eine kleine schauspielerische Überraschung: Silke Volkner steht zum ersten Mal mit ihrem Sohn Luis Volkner auf der Wanne-Eickeler Bühne. Weitere Überraschungen garantiert!