Herne. Auch die Evangelische Kirche in Herne will Gotteshäuser schließen und abreißen. Für zwei Kirchen steht das Aus schon fest.

Neben dem geplanten Aus für insgesamt sieben katholische Kirchen in Herne nehmen auch bei der evangelischen Kirche die Pläne für die Schließung von Kirchen Fahrt auf. Das Aus für zunächst zwei der 16 Gotteshäuser in der Stadt sei bereits besiegelt, sagt Pfarrer Arnd Röbbelen, Sprecher der Evangelischen Kirchenkreises, zur WAZ. „Das werden sicherlich nicht die letzten sein“, kündigt er an.

Eine sinkende Zahl an Gläubigen, immer weniger Gottesdienstbesucherinnen und -besucher, außerdem marode Kirchengebäude: Das seien die Gründe dafür, warum auch die Evangelische Kirche prüft, welche Standorte nicht zu halten sind. „Alle Gemeinden müssen Gebäude- und Grundstückskonzepte erarbeiten“, erklärt Röbbelen. Wo nötig, werde über eine Schließung diskutiert, am Ende entscheide das Presbyterium. Am weitesten sind demnach die Pläne für zwei Kirchen in der Gemeinde Wanne-Eickel: Die Zwölf-Apostel-Kirche (Bezirk Wanne) und die Lutherkirche (Bezirk Röhlinghausen) sollen aufgegeben werden.

Herne: „Das Zeppelin-Zentrum bleibt als Arbeitslosenberatungsstelle erhalten“

Die Zwölf-Apostel-Kirche in Herne – links neben dem denkmalgeschützten Kirchturm – soll abgerissen werden. Dort soll ein Neubau entstehen. Das alte Kirchengebäude rechts soll vermarktet werden.
Die Zwölf-Apostel-Kirche in Herne – links neben dem denkmalgeschützten Kirchturm – soll abgerissen werden. Dort soll ein Neubau entstehen. Das alte Kirchengebäude rechts soll vermarktet werden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Zur Zwölf-Apostel-Kirche: Seit dem Frühjahr 2023 war klar, dass der Standort an der Ecke Zeppelinstraße/Hauptstraße keine Zukunft hat. Die Anfang der 1960er-Jahre gebaute Kirche soll entwidmet und abgerissen werden, sagt Röbbelen. Der Kirchturm aber sei denkmalgeschützt und bleibe deshalb erhalten; für ihn soll eine neue Nutzung gefunden werden. Wo jetzt der Kirchsaal steht, soll ein Gebäude gebaut werden, in das eine Demenz-Wohngemeinschaft einzieht. Das Diakonische Werk Herne als Mieter wolle den Service und die Betreuung übernehmen. Daneben soll ein weiteres Gebäude mit acht öffentlich geförderten altengerechten Wohnungen entstehen. Die Bauvoranfrage ist bereits gestellt, ein Bauantrag würde dann folgen. Der Zeitplan für Abriss und Neubau stehe noch nicht: „Der erste Spatenstich wird nicht vor 2025 erfolgen.“

Auf dem Grundstück der Zwölf-Apostelkirche an der Hauptstraße gibt es noch ein weiteres Kirchengebäude, das vor über 100 Jahren gebaut wurde. Es ist denkmalgeschützt und hat ebenfalls einen Kirchsaal. Dieser wurde vor dem Bau der Zwölf-Apostel-Kirche für Gottesdienste genutzt. Außerdem ist dort das Zeppelin-Zentrum untergebracht, die Arbeitslosenberatungsstelle des Kirchenkreises Herne. „Das Zeppelin-Zentrum bleibt als Arbeitslosenberatungsstelle erhalten“, stellt Sprecher Röbbelen klar. Es sei aber offen, an welchem Ort.

Was das Stadtteilzentrum Zeppelin mit Café und Kleiderkammer betrifft, werde noch nach Lösungen gesucht. Die Gemeindegruppen, fügt er an, sollen sich perspektivisch in der geplanten Demenz-WG treffen. Während der Bauphase, so der Wunsch, könnten die Gruppen Räume der katholischen Nachbargemeinde nutzen; eine entsprechende Anfrage sei gestellt worden. Wo künftig das Gemeindebüro seinen Sitz hat, sei noch völlig offen: „Die Pläne, es nach einem entsprechenden Umbau im Gemeindehaus an der Christuskirche zu verorten, sind aufgrund des Denkmalschutzes voraussichtlich nicht umsetzbar.“

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Auch die Evangelische Kirche Röhlinghausen, von vielen „Lutherkirche“ genannt, hat keine Zukunft mehr. Seit Jahren steht das Aus für das Gotteshaus an der Wittenbergstraße im Raum, und Gemeindeglieder hatten sich dagegen gewehrt. Vor zwei Jahren gründete sich sogar ein Förderverein, um die Lutherkirche vor einem möglichen Verkauf zu retten. Vergeblich: Die Sanierungskosten wären zu hoch, allein die Außenarbeiten würden rund 1 Million Euro kosten: „Das ist für die Gemeinde kaum mehr zu stemmen“, so Röbbelen. Was folgt? Auch für die Wittenbergstraße gebe es erste Pläne, die Gespräche mit potenziellen Investoren liefen.

Auch in Herne - dort gibt es die Haranni- und die Petrus-Gemeinde - arbeiteten die Kirchen an Gebäude- und Grundstückskonzepten. Es sei absehbar, dass es auch dort zu Schließungen, Abrissen und Neubauten beziehungsweise Neunutzungen kommen werde. Spruchreif sei aber noch nichts. Die Diskussionen über Schließungen, so der Kirchensprecher, verliefen zum Teil sehr emotional. Die Aufgabe von Gotteshäusern sei für viele Menschen nicht leicht. Mit ihnen verbänden sie wichtige Erinnerungen, etwa Hochzeiten, für viele seien die kleinen Gemeinden zur Heimat geworden. Außerdem seien die Kirchen Landmarken. Und doch: Angesichts der Situation gebe es zur Aufgabe einzelner Standorte keine Alternative.

Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises: Pfarrer Arnd Röbbelen.
Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises: Pfarrer Arnd Röbbelen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

>>> Auch die Katholischen Pfarreien schließen Kirchen

Die Katholische Kirche hat ebenfalls Schließungspläne erarbeitet. Wie die WAZ berichtete, wurden kurz vor Weihnachten in der Großpfarrei St. Christophorus (Wanne-Eickel) die Kirchen und Pfarrhäuser der Gemeinden Allerheiligste Dreifaltigkeit (Helmholtzstraße), St. Franziskus (Kuckucksweg/Aschebrock), St. Michael (Bickernstraße) und Herz-Jesu (Gahlenstraße) geschlossen.

In der Großpfarrei St. Dionysius (Herne) sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Auf dem Tisch liegt ein Papier, das das Aus für die drei Kirchen St. Konrad (Kronenstraße), St. Elisabeth (Brunnenstraße) und St. Barbara (An der Barbarakirche) vorsieht.