Herne. Die Bahn benötigte die Vollsperrung der A42 in Herne am Freitag noch gar nicht. Aber warum wurde dann die Sperrung nicht einfach verschoben?

Musste die A42 in Herne wirklich schon am Freitag in beide Richtungen vollgesperrt werden? Auf erneute Nachfrage der WAZ bestätigt die Bahn, dass die Sperrung Freitagabend noch nicht notwendig gewesen wäre. Die WAZ hatte beim Ortsbesuch festgestellt: Die Bahn, die dort mit Arbeiten für einen Brückenabriss starten wollte, hatte sich noch vor Beginn der Sperrung in den Feierabend verabschiedet. Man sei früher fertig geworden, hieß es. Arbeiten, für die eine gesperrte Autobahn benötigt wurde, waren aber offensichtlich gar nicht geplant.

+++ Kommentar: Das Vertrauen ist komplett verspielt +++

Die Bauarbeiten an der Brücke über die A 42 laufen aktuell nach Plan“, erklärt eine Bahnsprecherin zunächst auf Nachfrage der Redaktion. „Das Bauteam ist bis zum Freitagabend bereits so gut vorangekommen, dass die für die Nacht eingeplanten Zeitpuffer nicht benötigt wurden.“ Die Sprecherin erklärt, dass die Deutsche Bahn „Baumaßnahmen im Schienennetz immer mit Zeitpuffern“ plane, „um – trotz minutiöser und langfristiger Planung – auch auf unvorhergesehene Ereignisse auf der Baustelle reagieren zu können“. Oberstes Ziel sei es, die Arbeiten pünktlich abschließen zu können, heißt es von der Bahn. In Herne kam es am Montag zu dicken Staus im Berufsverkehr.

Alles ruhig am Freitagabend: Nach 22 Uhr sind die Arbeiter am Bahndamm bereits im Feierabend.
Alles ruhig am Freitagabend: Nach 22 Uhr sind die Arbeiter am Bahndamm bereits im Feierabend. © Herne | Arne Poll

Bahn: Erkenntnis zu spät, um Sperrung zu verschieben

Dass die vorbereitenden Arbeiten schneller als geplant gewesen seien, habe „sich erst im Laufe des Freitagnachmittags abgezeichnet“, heißt es dann Montag von der Bahn auf erneute Nachfrage. „Zu diesem Zeitpunkt war es zu spät, um die bereits weit im Vorfeld geplante und angekündigte Sperrung der Autobahn um nur wenige Stunden zu verschieben.“

Die Bahn erklärt weiter: „Das Bauteam hatte außerdem wie geplant weiträumig Absperrungen aufgestellt, die ohnehin für die sichere Umsetzung der weiteren Arbeiten ab Samstagmorgen notwendig waren. Diese Bauzäune hätten also ebenfalls entfernt und wieder neu aufgestellt werden müssen.“ Am Montag kam es im Berufsverkehr zu erheblichen Behinderungen im gesamten Herner Stadtgebiet. Auch Busse steckten in Staus fest. Am Wochenende hatte es ebenfalls Verkehrsbehinderungen gegeben, die aber von den Verantwortlichen als weniger heftig als befürchtet eingeschätzt wurden.

+++ Hintergrund: So läuft jetzt der Brückenabriss bei der Bahn +++

Vorab Verweis auf minutiös abgestimmte Zeitplanung von Freitag bis Dienstag

Die für den Straßenbau verantwortliche Autobahn GmbH hatte den Zeitraum von Freitag bis Dienstag für den Brückenabriss der Bahn geblockt. Beide Seiten hatten vorher geschildert, dass es auf eine quasi minutiös abgestimmte Planung ankomme. Die Verantwortung für den Zeitraum liege dabei alleine bei der Bahn, erklärte die Autobahn GmbH. Die Sperrzeiten seien bundesweit im Schienennetz eingetaktet. Die nächste Möglichkeit zur Sperrung ergebe sich erst in sieben Jahren wieder. Die Autobahn GmbH führte selbst Arbeiten im Kreuz Herne durch.

Die A42 war von Freitag, 22 Uhr, bis zum frühen Dienstagmorgen, 5 Uhr, gesperrt. Aus Sicht der Autobahn Westfalen GmbH gab es keine besonderen Vorkommnisse bei der Baustelle im Kreuz Herne. Alles sei „nach Plan“ gelaufen, erklärt Sprecher Anton Kurenbach am Dienstag auf Nachfrage. Die Autobahn GmbH habe alle Fahrbahnen sogar eine Stunde früher als geplant wieder freigeben können. „Alles ist für uns sehr gut gelaufen“, sagt Sprecher Anton Kurenbach. Die Autobahn Westfalen, die parallel zur Bahn selbst Arbeiten durchführte, habe nicht nur wie geplant einen Überflieger im Kreuz abreißen können. „Wir haben auch Dinge geschafft, die gar nicht geplant waren.“ So habe es Fahrbahnreparaturen geben können, die erst für einen späteren Zeitpunkt geplant waren. Dafür könne man später auf Fahrbahnsperrungen verzichten.