Herne. Warum Hernes OB bisweilen eine selektive Wahrnehmung hat und die Grünen jüngst sogar einen Blackout: der Wochenrückblick im Politgeflüster.
Der OB berauscht sich an einem Ranking, den Grünen geht kein Licht auf.
Dynamisch, aber ohne Niveau
„Typisch Journalist“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch im ZDF-Talk von Markus Lanz zum „Welt“-Vize-Chefredakteur (und Wanne-Eickeler) Robin Alexander, „Glas halb voll, halb leer, aber immer das halb leere sehen.“ Gemünzt auf Frank Dudda könnte man dagegen sagen: „Typisch OB: Glas ein Drittel voll, aber immer ein volles Glas sehen.“
So auch in dieser Woche beim SPD-Parteitag. Herne habe „Unglaubliches geschafft“, sagte der OB unter Verweis auf das neueste Städteranking des Unternehmens IW Consult. Beim „Dynamik-Ranking“, also der Bewertung der Entwicklung von 2017 bis 2022, habe Herne unter den 71 Großstädten den Sprung unter die Top 20 geschafft und sei in der „Dynamik“-Unterrubrik „Arbeitsmarkt“ sogar auf Platz 1 gelandet. Das stimmt. Richtig ist aber auch, dass Herne sowohl beim sogenannten „Niveau-Ranking“ (Bewertung der derzeitigen Wohn-, Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftssituation) und beim „Nachhaltigkeit-Ranking“ jeweils nur den 69. Platz unter den 71 deutschen Großstädten belegt. Das erwähnte Dudda beim Parteitag aber nur am Rande und stellte dabei – anders als beim „Dynamik-Ranking“ – die Methodik der Erhebung teilweise in Frage.
Weil sich die WAZ gar nicht erst dem Söder-Vorwurf aussetzen will, bleibt festzuhalten: Ja, Herne hat sich seit (und durch) Duddas Amtsantritt in mehrerlei Hinsicht positiv entwickelt. Wer das bezweifelt, sollte nicht auf halb leere Gläser oder Seilbahnpläne starren, sondern vielleicht einfach mal zum Vergleich auf den Niedergang einer ebenfalls SPD-geführten Nachbarstadt wie Gelsenkirchen schauen.
Zappenduster
Erst der Tiefschlag nach der Landtagswahl in Hessen – die CDU switcht von den Grünen auf die SPD um –, anschließend der Super-GAU im Bund durch das Verfassungsgerichtsurteil zum Haushalt: Es gibt gute Gründe für die Grünen, für die nahe bis mittelfristige Zukunft schwarz zu sehen. Das gilt auch für Herne – dürfte doch eine Beteiligung an der Stadtregierung unter einem OB Frank Dudda nach der Kommunalwahl so wahrscheinlich sein wie ein Aufstieg des FC Schalke 04 im Sommer 2024 in die Bundesliga. Und bisweilen wird es für die Grünen sogar zappenduster, so wie jüngst bei einer Bürgerversammlung der Stadt zu Sanierungsmaßnahmen auf der Rolandstraße.
In der Sitzung der Bezirksvertretung Eickel am Donnerstag meldete sich der Grünen-Bezirksverordnete Gerhard Kalus zu Wort und berichtete, dass er nach dieser Veranstaltung in der Realschule An der Burg sein Fahrrad nicht mehr gefunden habe, weil es dort stockdunkel gewesen sei. Die Stadt sagte zu, dass so etwas künftig nicht mehr vorkommen werde. Wenn doch alle Grünen-Probleme so einfach zu lösen wären …