Herne. Wegen steigender Gema-Gebühren wird in einigen Städten auf Weihnachtsmärkten keine Musik gespielt. So ist die Situation in Herne.

Stille Weihnachtsmärkte – ohne „Last Christmas“? Das ist kaum vorstellbar. Doch auf einigen Weihnachtsmärkten ist das 2023 Realität. Der Grund: Die Gema-Gebühren sind in einigen Städten – unter anderem in Köln – in die Höhe geschossen. Das Abspielen der Lieder wird somit für die Veranstalterinnen und Veranstalter zu teuer. Wie ist die Situation in Herne? Bleibt es auf den drei Weihnachtsmärkten im Gysenberg, in der Innenstadt und auf dem Cranger Kirmesplatz auch ruhig?

Auf dem Cranger Weihnachtszauber gibt es in diesem Jahr keine Probleme, dort können die Weihnachtsklassiker gespielt werden. Das liege allerdings daran, dass die Veranstaltung keine offen zugängliche Veranstaltung sei, sondern eingezäunt sei und Eintritt koste, erklärt Weihnachtszauber-Sprecher Alex Talash. „Wir wissen immer, wie viele Menschen bei uns auf dem Platz sind.“ Deshalb falle der Weihnachtszauber in einen anderen Tarif, der noch nicht erhöht wurde. Die Dachverbände der Schaustellerinnen und Schausteller seien aber bereits in Gesprächen mit der Gema, um Lösungen zu finden. In diesem Jahr bestehe das Problem auf dem Weihnachtszauber aber zum Glück noch nicht, so Talash.

„Das ist eine Schweinerei sondergleichen“

Ob es eine Erhöhung geben wird, wisse er noch gar nicht, sagt Norbert Menzel, Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Gysenberg. Und das, obwohl der Weihnachtsmarkt schon bald beginnt. Sollte es eine massive Erhöhung geben, könne das ein kleiner Weihnachtsmarkt wie seiner gar nicht stemmen. „Das ist eine Schweinerei sondergleichen“, sagt Menzel. Eigentlich solle es auf dem überdachten Weihnachtsmarkt jedes Wochenende Livemusik auf der Bühne geben, das Programm werde er wohl reduzieren. Bei der Hintergrundmusik könne er im Zweifel auch gema-freie Musik verwenden. „Wir sind im Kontakt und müssen jetzt erstmal abwarten.“

„Das ist eine Schweinerei sondergleichen“: Norbert Menzel, Veranstalter des Weihnachtsmarktes im Gysenberg.
„Das ist eine Schweinerei sondergleichen“: Norbert Menzel, Veranstalter des Weihnachtsmarktes im Gysenberg. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auch Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schausteller-Bundes, warnt in einem Brandbrief an den NRW-Städtetag vor „teilweise exorbitanten Steigerungen der Gema-Gebühren“ und einer Schädigung der Weihnachtsmärkte. Mit dem drohenden Gema-Aufschlag werde vielerorts die Schmerzgrenze überschritten. Die Beschickung der Volksfeste und Weihnachtsmärkte sei für die meist familiengeführten Schaustellerbetriebe wirtschaftlich nicht mehr attraktiv, sagte Ritter gegenüber der WAZ in Essen. Eindringlich warnt Ritter vor dem Verzicht auf Musik („stille Märkte“), vor der Verkürzung von Spieltagen oder vor der Abschaffung beliebter Bühnenprogramme. „Das würde die Veranstaltungen schädigen und käme unseres Erachtens einer Kapitulation gleich.“

Gema misst Flächen neu aus

Auf dem Weihnachtsmarkt in der Herner Innenstadt am Robert-Brauner-Platz gab es schon im vergangenen Jahr keine Bühne mehr, auf der Musik gespielt wird. „Es ist einfach zu teuer geworden“, sagt Alexander Christian, Sprecher des Stadtmarketing, das den kleinen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Auch in diesem Jahr wird es deshalb keine Bühne mit Liveprogramm geben.

Knackpunkt des Streits ist ein Tarif der Gema für Stadtfeste. Grundsätzlich zieht die Verwertungsgesellschaft überall dort Geld ein, wo Musik öffentlich aufgeführt wird. Wichtig bei diesem Tarif ist, dass kein Eintritt erhoben wird und Musik öffentlich gespielt wird. In diesem Jahr haben plötzlich viele Veranstalter immense Rechnungen erhalten. Grund für die Erhöhung sei eine Neuberechnung der Flächen, erklärt die Gema auf ihrer Website. „In der Vergangenheit haben wir auf Basis der von den Kundinnen und Kunden gemeldeten Nutzungsflächen lizenziert. Wir haben uns auf korrekte Angaben verlassen und keine Prüfung vorgenommen“, heißt es. Nach der Corona-Pandemie habe Gema begonnen, die Flächen über Tools wie „Planimeter“ und „Google Maps“ zu messen. „Wir haben dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt. Daher ist es in Einzelfällen zu Steigerungen der Lizenzkosten gekommen.“