Wer zurzeit mit dem Auto in Herne unterwegs ist, bemerkt es schnell. Die „Grüne Welle” ist verebbt, was sich zwangsläufig auf den Verkehrsfluss auswirkt.

Der Grund: Der bisherige Verkehrsrechner in der Freiligrathstraße, der die Ampeln in Herne, aber auch einige in Wanne-Eickel steuert, ist abgeschaltet. Er macht Platz für einen neues, moderneres Computersystem.

80 Prozent

Der neue Rechner kostet nach Informationen der Stadt etwa 765 000 Euro plus etwa 140 000 Euro für die Anpassung der Ampelanlagen. 80 Prozent gibt's vom Land.

Mit der Aufgabe des Wanner Rechners werden allein 80 000 Euro für die jährliche Wartung gespart. Zudem entfallen Energie- und Betriebskosten. „Unter dem Strich bringt das eine Entlastung für den Haushalt”, so Josef Becker.

157 der 165 Ampeln in Herne wurden bisher von den Rechnern an der Freiligrathstraße und „Am alten Amt” gesteuert. „Das heißt nicht, dass die Lichtsignal-Anlagen im Moment nicht funktionieren. Das bedeutet nur, dass im Moment jede für sich denken muss”, erklärt es Josef Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, anschaulich.

„Wenn wir Glück haben, läuft alles in der nächsten Woche”, sagt Eduard Broja. Er ist Teamleiter Verkehrstechnik bei der Stadt, sozusagen der „Herr der Ampeln”. Probleme bei der Feineinstellung könne man aber nicht ausschließen.

Im nächsten Schritt werden dann peu à peu die Wanner Ampeln angeschlossen, bis Mitte 2010. Dann wird der Wanner Rechner abgeschaltet. Damit entfallen allein 80 000 Euro, die jährlich für die Wartung aufgebracht werden mussten.

Der neue Rechner kann aber nicht nur mehr Daten verarbeiten und zentral die Ampeln in Herne takten. Mit dem neuen Rechner werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, dass Herne ein aktives Mosaiksteinchen des Projekts „Ruhrpilot” wird, dem man vor vier Jahren beitrat. An 18 Messstellen (so genannte „Traffic Eyes”), die stadtweit an strategischen Punkten installiert sind, misst „Ruhrpilot” schon heute den Verkehr. Erst der neue Herner Rechner ermöglicht aber den Datenaustausch mit dem Ruhrpilot-Zentralrechner in Essen.

„Wir wollen aber nicht nur den privaten Autoverkehr, sondern auch den ÖPNV erfassen”, erklärt Projektleiter Benno Hense das Projekt „Ruhrpilot”, in das bisher etwa 30 Millionen Euro geflossen sind. Dann könne jeder entscheiden, ob er mit dem Auto oder mit dem Bus fährt. Die Informationen sollen per Internet (die Ruhrpilot-Homepage wird zurzeit aktualisiert und Ende September wieder freigeschaltet), per Radio oder Navigationssystem abrufbar sein. „Das ist heute noch nicht möglich, aber wir sind dabei.” Langfristig sollen sich auch Städte wie etwa Bochum und Herne untereinander austauschen. Kooperatives Verkehrsmanagement heißt das Zauberwort.

Mit einer Illusion räumt Benno Hense bei einer Million Pendler pro Tag im Ruhrgebiet allerdings auf: „Wir werden Staus nicht vermeiden können, aber wir können darüber informieren. Und wir gehen dabei runter bis auf das Netz der Hauptverkehrsstraßen in den Städten.”