Herne. Herneland: Der Name ist ungewöhnlich, das Geschäft auch. Der Familienbetrieb bietet online passgenaue Automatten - und steuert auf Erfolgskurs.

Herneland: Mit diesem Firmennamen müsste man doch in der eigenen Stadt ziemlich bekannt sein. Doch das ist bei diesem Familienunternehmen nicht der Fall. So kann man von einem Hidden Champion sprechen, denn seit der Gründung wächst der Betrieb stetig - mit einem besonderen Geschäftsmodell.

Das gab es 2011 allerdings noch nicht, als Rüstü Elmas mit Herneland an den Start ging. Der Seniorchef konzentrierte sich zu Beginn auf den Verkauf von Restposten unterschiedlicher Art an Endkunden, doch seit einiger Zeit liegt der Fokus auf einem anderen Feld: Matten für den Auto-Innenraum. Das ist eigentlich ein Massenmarkt, doch Herneland hebt sich dadurch vom Markt ab, dass das Unternehmen passgenaue Matten (und Kofferraumwannen) für nahezu alle gängigen Automodelle anbietet. Dafür werden mit einem 3D-Scanner die Innenräume vermessen, um das Versprechen „passgenau“ einzulösen.

Kunden aus ganz Europa

Inzwischen sind Elmas’ Söhne Enes und Semih ins Unternehmen eingestiegen und treiben die Entwicklung - und damit das Wachstum - des Herner Onlinehändlers voran. Die Kunden kämen aus ganz Europa. Dieses Wachstum drückt sich auch in Zahlen aus. Allein im vergangenen Jahr haben Elmas neun Mitarbeiter in Vollzeit eingestellt, sechs in Teilzeit. Zurzeit besteht das Team aus 15 Vollzeit- und sechs Teilzeitkräften sowie zwei Langzeitpraktikanten. Darunter sind auch Mitarbeiter, die zunächst keine guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt hatten.

Durch den Umzug an die Forellstraße hat das Unternehmen Herneland nun mehr als 2000 Quadratmeter Fläche für Lager, Produktion und Büros zur Verfügung.
Durch den Umzug an die Forellstraße hat das Unternehmen Herneland nun mehr als 2000 Quadratmeter Fläche für Lager, Produktion und Büros zur Verfügung. © Bolsmann

Die Folge des Wachstums: Die Räumlichkeiten am Großmarkt sind längst zu klein, „wir sind bereits seit zwei bis drei Jahren auf der Suche nach einem neuen Standort“, so Enes Elmas. Mittlerweile hätten sie sich auch in anderen Städten umgeschaut, doch sie hätten unbedingt in Herne bleiben wollen - kein Wunder bei dem Namen. Die Herner Wirtschaftsförderung half schließlich dabei, das Unternehmen in Herne zu halten. „Die Pflege der Bestandsunternehmen ist eine unserer Hauptaufgaben“, so WFG-Chef Dirk Drenk. Doch gerade die Suche nach geeigneten Flächen und Immobilien gestalte sich schwierig. Kämen welche auf den Markt, seien sie ruckzuck vergeben. Deshalb habe man sofort reagiert, als die Filiale des Sanitärunternehmens Bechem an der Forellstraße in Baukau frei wurde.

Mittelfristig ist der US-Markt ein Ziel

Elmas griffen sofort zu und verfügen nun über mehr als 2000 Quadratmeter Fläche. „Doch das verschafft uns nur vorübergehend Luft zum durchatmen“, sagt Rüstü Elmas. Schon in zwei bis drei Jahren könnte auch diese Kapazität erschöpft sein. Vater und Söhne entwickeln ihr Unternehmen konsequent weiter. Dazu gehöre, dass auch in Herne Matten produziert werden. Zurzeit bezieht Herneland einen Großteil der Ware von Produzenten in Europa. „Dabei achten wir darauf, dass die Matten aus recyceltem und umweltfreundlichem Material sind“, so Enes Elmas. Darüber hinaus planten sie, das Sortiment zu erweitern und demnächst „etwas Innovatives“ zu präsentieren. Allerdings lässt sich das Unternehmen bislang nicht weiter in die Karten schauen.

Seine Stellung will Herneland zudem als Händler für „Weather Tech“ stärken. Dabei handelt es sich um ein US-Unternehmen, das ebenfalls Zubehör und Ausrüstung für den Fahrzeuginnenraum produziert. „Weather Tech“ habe beim Herner Unternehmen angefragt, ob es den Vertrieb in Deutschland übernehmen wolle. Die US-Beziehung soll aber nicht nur in eine Richtung laufen, „mittelfristig wollen wir auf den US-Markt“, so Enes Elmas. Wer weiß, wie bekannt der Name Herneland noch wird...