Herne. Wird die Franz-Hengsbach-Straße in Herne künftig den Namen eines Schlagerstars tragen? Ein entsprechender Antrag liegt vor. Um wen es geht.
In gleich zwei Tagesordnungspunkten muss sich die Bezirksvertretung Herne-Mitte in ihrer Sitzung am 26. Oktober mit der Franz-Hengsbach-Straße befassen. Die Grünen fordern einen Grundsatzbeschluss, die Straße aufgrund des Missbrauchsskandals um den früheren Ruhrbischof umzubenennen. Und ein Bürger macht bereits einen konkreten Vorschlag: Er will die Straße in Baukau nach dem Herner Jürgen Beumer benennen, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Jürgen Marcus (1948 bis 2018).
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Die Umbenennung in Jürgen-Beumer-Weg sei angesichts der Verfehlungen innerhalb der katholischen Kirche das „richtige Zeichen“, erklärt der (aus Datenschutzgründen in der städtischen Vorlage nicht benannte) Bürger in seiner vierseitigen Eingabe. Und: Ein solcher Schritt sei auch „das richtige Signal für Diversität und Vielfalt in unserer Stadt und Gesellschaft“. Der Bürger begründet dies unter anderem damit, dass sich Marcus („Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“) 1991 als erster bedeutender Schlagersänger als homosexuell geoutet habe.
Doch auch die Verdienste des Sängers rechtfertigten eine Straßenbenennung: Marcus alias Beumer sei wie seine 2017 verstorbene (Wanne-Eickeler) Künstlerkollegin Andrea Jürgens zeitlebens ein Aushängeschild für seine Heimatstadt gewesen, erklärt der Bürger. Wie nur wenige Personen habe er es geschafft, Herne positiv zu repräsentieren.
Mit der geforderten Umbenennung der Straße wird sich – wie in solchen Fällen üblich – auch der Ältestenrat des Herner Rats befassen. Wie berichtet, hat die AfD bereits vorgeschlagen, die Franz-Hengsbach-Straße nach Helmut Schmidt (SPD) zu benennen. Nicht der erste Vorstoß dieser Art: Bereits 2018 hatte die Rechtsaußen-Partei den Antrag eingebracht, den Berliner Platz in Herne-Mitte nach dem früheren Bundeskanzler zu benennen. Aus finanziellen Gründen – eine Umbenennung hätte enorme Folgekosten ausgelöst – zog die AfD diese Provokation gegenüber der SPD schnell wieder zurück.
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Dass die AfD angekündigt hat, ihren aktuellen Antrag nicht in der zuständigen Bezirksvertretung zu stellen, sondern im Rat, hat einen guten Grund: Die AfD ist in der Bezirksvertretung Herne-Mitte nicht mehr vertreten, seitdem Robert Tews vor einigen Monaten im Streit seinen Austritt aus der in Teilen rechtsextremen Partei erklärt hatte.
In Gladbeck und in Bottrop hat es bereits politische Beschlüsse zu Umbenennungen der nach Kardinal Hengsbach benannten Straßen gegeben. Und in Essen ist das Hengsbach-Denkmal schon Ende September kurz nach Bekanntwerden der gravierenden Vorwürfe abgebaut worden.