Herne. Die Apothekerin Marlene Kissel-Lux übernimmt mitten in der Krise zwei Apotheken in Herne. Wie es dazu kam und warum sie für ihren Beruf „brennt“.
Lieferengpässe, zu viel Bürokratie, Medikamentenmangel: Mitten in der Krise wagt Marlene Kissel-Lux den Schritt in die Selbstständigkeit und übernimmt zwei Apotheken in Herne. Ganz neu ist die 36-Jährige in der Branche allerdings nicht: Schon als Kind stand sie häufig in den Apotheken ihres Vaters Hans-Georg Kissel, der die Flora-Apotheken in Crange und Eickel leitet. Die Begeisterung für den Job liegt also in den Genen und nicht nur das – auch ihr Mann ist selbstständiger Apotheker.
Selbst mit Ende 60 möchte sich Hans-Georg Kissel noch nicht von seinen Apotheken trennen. Also habe die Familie gemeinsam überlegt, wie es weitergehen könne, und habe sich dazu entschieden zu expandieren, erzählt Marlene Kissel-Lux. Ende 2022 nahm eine Genossenschaftsbank dann mit ihr Kontakt auf und lud sie am Nikolaustag zu einem Blind Date ein. Sie wusste nicht viel, nur so viel: Jemand möchte zwei Apotheken abgeben. „Ich war sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste, wer da vor mir stehen wird.“ Als ihr dann Angela Kischkel, Inhaberin der bisherigen Convita-Apotheken, gegenüberstand, sei sie erleichtert gewesen. Schon im ersten Gespräch hätten beide Frauen gemerkt, dass das gut passt.
- Lesen Sie auch: Herner Apotheker sauer: Warum sie heute ihre Läden schließen
Herner Apothekerin: „Ich brenne dafür“
„Mir war es wichtig, dass eine junge Frau meine Apotheken übernimmt“, sagt Angela Kischkel. „Die jüngere Generation soll jetzt ran.“ Die 55-jährige Apothekensprecherin ist davon überzeugt, dass Kissel-Lux eine gute Nachfolgerin sein wird.
Die junge Kollegin freut sich auf die neue Herausforderung. „Ich brenne dafür“, sagt die Mutter zweier Kinder. Trotz der Probleme, die es zurzeit gebe, ist sie sicher, dass Apotheken weiterhin eine wichtige Aufgabe erfüllen. Gerade der persönliche Kontakt zu den Kundinnen und Kunden sei wichtig, das könne keine Shop-Apotheke im Internet ersetzen. „Außerdem vergessen manche, dass wir mehr machen, als nur irgendwelche Medikamente zu verkaufen. Wir können deutlich mehr.“ Jetzt in der Anfangszeit sei zwar alles sehr noch aufregend und anstrengend, aber sie freue sich auf das, was kommt, so die 36-Jährige.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- Alkohol, kein Führerschein - Polizei stoppt Mann in Herne
- Herne: To-Go-Steuer – Werden Burger, Pommes und Cola teurer?
- Vollsperrung: Straße in Herne wird saniert, Brücke versetzt
Ab sofort heißen die beiden Convita-Apotheken am EvK und in Sodingen also auch Flora-Apotheken, die Umstellung auf das Sonnenblumen-Logo erfolge in zwei Wochen, erzählt Kissel-Lux. Von ihren neuen Kolleginnen und Kollegen sei sie sehr herzlich empfangen worden.
Opa hatte die Flora-Apotheke 1958 gegründet
Marlene Kissel-Lux ist der jüngste Spross der Wanne-Eickeler Apotheker-Familie Kissel. Die elterliche Apotheke hatte der Opa 1958 gegründet. 30 Jahre später übernahm Vater Hans-Georg die Geschäfte. 2006 kam eine Filiale in Eickel hinzu. Seitdem gab es zwei Flora-Apotheken in der Stadt, die Hans-Georg Kissel bis heute führt. Sobald er daran kein Interesse mehr hat, sollen auch die beiden Apotheken in die Hände seiner Tochter übergeben werden.
- Lesen Sie auch: Medikamenten-Lieferengpässe in Herne: „Es ist katastrophal“
Schon früh zeigte Marlene Kissel Interesse am Beruf. „Als Apothekertochter wächst man quasi hinter der Verkaufstheke auf“, sagt sie. Nach dem Abi in Wanne-Eickel entschloss sie sich zum Pharmazie-Studium in Düsseldorf und absolvierte ein praktisches Jahr in Florida. Seit der Approbation arbeitet Marlene im elterlichen Betrieb. „Mein Vater brauchte 2012 sehr dringend eine Urlaubsvertretung“, erinnert sie sich. Seitdem ist sie im elterlichen Betrieb geblieben – und hat es bis heute nicht bereut.