Herne. Den Radverkehr fördern und den Anwohnern mehr Ruhe verschaffen. Das ist das Ziel der Fahrzone Gartenstadt. Doch nun gibt es Kritik.
Im November vergangenen Jahres startete die Stadt Herne das Pilotprojekt „Fahrradzone Gartenstadt“. Damit soll nicht nur dem Radverkehr Vorrang gegeben werden, als Anlieger-Zone soll sie auch den Anwohnern mehr Ruhe bringen. Doch nun gibt es Kritik von Anwohnern. Nach der Montage der entsprechenden Schilder habe die Stadt nichts mehr unternommen, um die Ziele zu erreichen.
Tobias Büch und Ralf Utgenannt wohnen in der Gartenstadt, beide an verschiedenen Stellen des Tulpenwegs. Ihre täglichen Erfahrungen und Beobachtungen fassen sie so zusammen: Im Grunde habe sich am Verhalten der Autofahrer so gut wie nichts geändert. So würden die Straßen der Gartenstadt nach wie vor für den Hol- und Bringverkehr an der Hiberniaschule genutzt, diese grenzt direkt an den Fliederweg, an dem gut sichtbar ein Anlieger-frei-Schild steht. Doch Auswärtige nähmen laut Büch und Utgenannt diese Schilder nicht wahr, regelmäßig rollten Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen durch die Gartenstadt. Kontrollen fänden offenbar nicht statt.
Keine Kontrollen des rollenden Verkehrs
Für die Kontrolle fahrenden Verkehrs ist die Polizei zuständig – und die bestätigt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion, dass es keine gezielten Überprüfungen gegeben habe. „Seitens der Direktion Verkehr werden Anliegerstraßen überwacht, wenn Bürgerinnen und Bürger sich über die Nichteinhaltung des Anliegerkonzeptes beschweren. Dieses ist uns aus dem Bereich der Gartenstadt nicht bekannt.“
Doch auch beim sogenannten ruhenden Verkehr gehen Büch und Utgenannt, aber auch Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert davon aus, dass in der Gartenstadt Autos parkten, die dort nicht stehen dürften, gerade in der Prälat-Schneider-Straße. Die Parkdauer deutete darauf hin, dass es sich um Mitarbeiter eines nahen Industriebetriebs handelt. Diese Einschätzung teilt die Stadt Herne, „da bei geparkten Fahrzeugen nicht nachvollzogen werden kann, ob eine Missachtung des Anliegerbereichs vorliegt, kann der Kommunale Ordnungsdienst hier jedoch nicht tätig werden“, heißt es in einer Antwort der Stadt auf eine WAZ-Anfrage. Allerdings werde eine Änderung der Beschilderung vorgenommen, um den Bereich am Bahnübergang freizuhalten.
Zum Abschluss der Pilotphase sollen die Anwohnerinnen und Anwohner der Gartenstadt befragt werden, auch weitere Evaluierungsinstrumente würden zurzeit geprüft, heißt es von Seiten der Stadt. Doch auch in dieser Hinsicht über Büch, Utgenannt und Plickert Kritik: Es sei gar keine Grunddatenbasis erhoben worden, um einen Vergleich ziehen zu können. Plickert hat den Eindruck, dass man in der Verwaltung das Pilotprojekt eher „leidenschaftslos“ betreibe. Die Stadt bestätigt, dass zu Beginn der Pilotphase keine Daten erhoben wurden und begründet das wie folgt: „Eine Befragung wurde seitens der Verwaltung als nicht zielführend erachtet, da eine Fahrradzone ein noch unbekanntes Instrument und der Verkehrsversuch bereits durch die Politik beauftragt war. Da bereits ein politischer Auftrag vorlag, wurden keine quantitativen Ziele hinsichtlich des Kfz-Verkehrs festgelegt und auch keine entsprechenden Erhebungen wie beispielsweise Verkehrszählungen durchgeführt.“
Neue Banner weisen nun auf die besonderen Regeln hin
Nach den Beschwerden von Ralf Utgenannt und Tobias Büch – und vielleicht auch anderen Anwohnern – hat die Verwaltung mittlerweile reagiert. Neun große Banner weisen jetzt zusätzlich auf die besonderen Verkehrsregeln in der Fahrradzone hin, da vielen Verkehrsteilnehmenden die Regeln noch nicht klar zu sein scheinen. „Da es sich zunächst um einen Versuch handelt, konnten wir keine baulichen Maßnahmen oder Markierungen umsetzen, welche die Fahrradzone noch deutlicher hervorgehoben hätten“, erläutert Thorsten Rupp, Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr.