Herne. Die Corona-Zahlen in Herne steigen wieder. Aber kaum ein Fall wird offiziell gemeldet. Gibt es einen direkten Zusammenhang zur Cranger Kirmes?

Viele Wochen schien Corona kein Thema mehr zu sein. Kaum jemand war positiv getestet, selbst auf der Cranger Kirmes schien das Thema vergessen. Das ändert sich allmählich wieder. Immer wieder taucht nun doch der zweite, gefürchtete Strich auf den Corona-Tests auf. Doch ist das nur ein Gefühl oder zeigen das auch die Corona-Zahlen? Die WAZ hat bei der Stadt nachgefragt.

  • Die Zahl der Corona-Fälle in Herne steigt deutlich
  • Nach der Cranger Kirmes gibt es mehr Infektionen
  • Um einen Zusammenhang zu beweisen, fehlen Daten
  • Die Verantwortlichen gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus

In der 34. Kalenderwoche gab es, Stand 22. August, zwölf nachgewiesene Corona-Fälle, teilt Stadtsprecherin Carina Loose auf Nachfrage mit. In der 33. KW waren es 18, in der 32. KW neun und in der Woche davor nur vier Corona-Fälle.

Überwiegende Anzahl der Infektionen wird nicht gemeldet

Doch ist diese Zahl überhaupt realistisch oder muss man von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgehen, weil kaum noch jemand einen positiven Test meldet? „Diese Zahl spiegelt einen grundsätzlichen Trend wider, da nur die durchgeführten PCR-Tests gemeldet werden“, so Loose. Da weder Test- noch Meldepflicht für die durchgeführten positiven Selbsttests bestehe, sei davon auszugehen, dass die überwiegende Anzahl der Infektionen nicht offiziell gemeldet würden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang die Selbstverantwortung der Bürgerinnen und Bürger, so Loose: Alle kranken Personen sollten Kontakte zu anderen meiden und sich in Ruhe auskurieren. Bei nicht zu vermeidenden Kontakten könne eine Maske schützen. In NRW sei aktuell wieder eine zunehmende Anzahl von Coronainfektionen zu beobachten. Dies zeige sich beispielsweise auch im Abwassermonitoring in den letzten Wochen.

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Auch in den Herner Krankenhäusern ist Corona wieder angekommen: Derzeit liegen laut Stadt acht Patienten mit einer Corona-Infektion auf den Stationen. Da nur bei einem kleinen Prozentsatz aller Proben bundesweit die Variante untersucht werde, lägen der Stadt keine Informationen dazu vor, welche Corona-Variante zurzeit im Umlauf sei.

Die städtischen Impfangebote wurden inzwischen alle runtergefahren. Aktuell übernehmen die niedergelassenen Ärzte der Stadt Herne die Corona-Schutzimpfungen. Da die aktuellen Impfempfehlungen für einen besonderen Personenkreis gelten, „ist zur Zeit davon auszugehen, dass die Aufgabe so erfüllt werden kann“, so die Stadtsprecherin. „Selbstverständlich“ werde die Situation kontinuierlich beobachtet.

„Die überwiegende Anzahl der Infektionen wird nicht gemeldet“. Stadtsprecherin Carina Loose.
„Die überwiegende Anzahl der Infektionen wird nicht gemeldet“. Stadtsprecherin Carina Loose. © Stadt Herne | Frank Dieper

Mehr Corona-Fälle durch Cranger Kirmes?

Entsprechend der Stiko-Empfehlung werde allen Personen ab 18 Jahren eine Basisimmunität bestehend aus drei Antigenkontakten (Impfungen oder Infektion, aber mindestens zwei Impfstoffdosen) empfohlen, so die Stadt. Zudem würden Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe (Personen im Alter ab 60 Jahren, Personen ab einem Alter von sechs Monaten mit relevanten Grundkrankheiten, Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen der Pflege), einem erhöhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko (medizinisches oder pflegerisches Personal) sowie Familienangehörigen und engen Kontaktpersonen von Personen unter immunsuppressiver Therapie, die durch eine Covid-19-Impfung selbst nicht geschützt werden können, weitere Auffrischimpfungen, in der Regel im Abstand von größer/gleich zwölf Monaten zum letzten Antigenkontakt, vorzugsweise im Herbst, empfohlen.

Doch noch einmal zurück zur Cranger Kirmes: Besteht in Herne ein Zusammenhang zwischen dem Volksfest, das 3,8 Millionen Menschen besucht haben, und dem Anstieg der Corona-Zahlen? Wie im NRW-weiten Trend steige auch in der Stadt Herne aktuell die Anzahl der Corona-Infektionen, sagt Loose. „Für eine kausalen Zusammenhang mit der Cranger Kirmes liegen nicht ausreichend Daten vor, da für einen statistischen Zusammenhang andere Einflüsse rausgerechnet werden müssten.“