Herne. Das Eiscafé von Pino ist in Wanne-Eickel seit mehr als 30 Jahren eine Institution. Doch nun ist Schluss. Das Eiscafé hat einen neuen Inhaber.

In Wanne-Eickel und vor allem im Wanner Norden ist er eine Institution, fast jeder hat schon mal ein Eis bei ihm gegessen: Pino. Der heute 65-Jährige betreibt seit nun knapp 35 Jahren das Eiscafé „Capri“ an der Hauptstraße 320 direkt gegenüber der Laurentiuskirche.

Doch nun ist Schluss. Und das hat einen traurigen Grund: Pino ist an Lungenkrebs erkrankt. Direkt nach der schockierenden Diagnose im Februar habe er sich dazu entschieden, die Eisdiele an einen Nachfolger abzugeben. Durch die Chemo-Behandlungen habe er für den Betrieb keine Kraft mehr. Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer. „Ich habe so viele Kinder in dem Café groß werden sehen“, sagt er. Das Geschäft habe von Stammkunden gelebt, aus manchen seien enge Freunde geworden. Einige seiner Kundinnen und Kunden kennt er nicht beim Namen, dafür aber ihre Lieblings-Eisbecher. „Alle Begegnungen waren schön.“ Nun möchte er „Tschüss“ sagen und sich bei seinen Kundinnen und Kunden bedanken. „Es war eine tolle Zeit.“

 „Das Café war immer ein Treffpunkt“: Pino blickt auf knapp 35 Jahre am Standort Wanne zurück.
„Das Café war immer ein Treffpunkt“: Pino blickt auf knapp 35 Jahre am Standort Wanne zurück. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Pinos Eiscafé: Eispreise haben sich stark verändert

1989 hat der Italiener das Café eröffnet, das Eis hat er immer selbst hergestellt. Natürlich habe es zwischendurch mal Momente gegeben, wo er alles habe hinschmeißen wollen, sagt er. „Aber sowas hat ja jeder mal.“ In den vielen Jahren habe er so einiges miterlebt. Damals habe die Kugel Eis beispielsweise noch 50 Pfennig gekostet, außerdem konnten Kundinnen und Kunden noch wählen: zwischen einer großen oder einer kleinen Kugel Eis.

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Auch wenn der Standort nicht der beste sei, weil nur wenig Laufkundschaft vorbeikomme, habe er sich nie einen anderen Standort – beispielsweise in der Innenstadt – gewünscht. „Viele haben gesagt: Pino, dein Eis ist so gut, du musst woanders hin. Aber ich wollte das nicht.“ Dabei habe sich das Viertel in den vergangenen Jahren stark verändert. Damals habe es noch Lebensmittelläden in direkter Umgebung gegeben. „Heute gibt es dort leider fast nichts mehr.“

Und natürlich hätten auch ihm neben der Energiekrise die steigenden Lebensmittel- und Materialpreise zu schaffen gemacht. „Alles ist teurer geworden. Das haben wir natürlich auch gemerkt.“ Trotzdem sei er immer damit zufrieden gewesen, wie es gelaufen sei. Im Winter sei immer etwas weniger los gewesen als in den Sommermonaten. Aber selbst dann seien einige seiner Kundinnen und Kunden nur mal eben für einen Cappuccino vorbeigekommen. „Das Café war immer ein Treffpunkt“, sagt er.

Pino kommt Mitte der 70er-Jahre nach Deutschland

Mitte der 70er-Jahre ist Pino, der eigentlich Giuseppe Mascellaro heißt, von Italien nach Deutschland gekommen. Das Eisherstellen lernte er in einer Bottroper Eisdiele, die er nach ein paar Jahren übernahm und drei Jahre führte. Danach kam er 1989 dann nach Wanne. In Bottrop lebt Pino noch immer, die gesamte Zeit über pendelte er nach Wanne-Eickel – er hat jeden Tag selbst hinter der Theke gestanden. Viele Mitarbeiter hatte er nie, „nur mal für ein paar Stunden“. Er hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. „Die sind genauso traurig, dass ich aufhören muss.“

Zum 25-jährigen Bestehen gab es 2014 ein kleines Fest. Damals war für Pino klar, dass er der noch bestimmt 20 Jahre weiterarbeiten möchte. „Ruhestand – das ist nichts für mich“, sagte er damals zur WAZ. Zum Abschied möchte er sich nun bei seinen Kundinnen und Kunden für die Treue bedanken. „Macht es gut. Euer Pino.“