Herne. Die Herner Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering will ins EU-Parlament. Warum nur? Dazu ein Kommentar von Michael Muscheid.

Um Michelle Müntefering ist es zuletzt immer ruhiger geworden. Der steile Aufstieg vom damals jüngsten Mitglied des SPD-Landesvorstands bis hin zur Staatsministerin im Auswärtigen Amt fand ausgerechnet in der SPD-geführten Bundesregierung ein jähes Ende. Den erhofften Ministerposten in Berlin bekam die Hernerin nicht, nicht mal Staatsministerin oder Staatssekretärin durfte sie bleiben. Nun ist die 42-Jährige nur noch einfache Bundestagsabgeordnete. Wer Müntefering kennt, weiß: Die Rolle der Hinterbänklerin liegt ihr nicht.

Auch interessant

Die eigene Karriere ist ihr wichtiger als die Partei: Diesen Vorwurf hört man nicht nur an der Herner SPD-Basis häufig. Die Quittung dafür bekam sie zuletzt im März. Bei den Wahlen zum Herner SPD-Vorstand erhielt sie mit nur schwachen 62,1 Prozent eine Klatsche. Mit Blick auf die Bundestagswahl in zwei Jahren dürfte die Hernerin deshalb zunehmend nervös geworden sein. Vor allem auch deshalb, weil Gerüchte nicht verstummen wollen, dass der beliebte Herner SPD-Chef Hendrik Bollmann sie gerne in Berlin beerben möchte. Eine schlüssige Begründung dafür, warum sie nun von Berlin nach Brüssel will, liefert Michelle Müntefering in ihrem Bewerbungsbrief an ihre Genossinnen und Genossen nicht. Es drängt sich der Verdacht auf, dass sie ihre Polit-Karriere mit einem Wechsel ins Europaparlament noch mal anschieben, ja retten will.