Herne. Die Stadt macht sich in der Debatte um die Vergangenheit eines Bürgermeisters einen schlanken Fuß, kritisiert Lars-O. Christoph. Sein Kommentar.

Soll das Gemälde eines Bürgermeisters im Rathaus in Herne abgehängt werden, weil dieser unter den Nazis eine wichtige Rolle innerhalb der Verwaltung hatte? Das ist eine klare Frage, auf die die Stadt aber keine klare Antwort gibt. Wohl um drohende Konflikte mit Angehörigen zu vermeiden, weicht man lieber aus und macht sich durch den Verweis auf die „nicht zeitgemäße Gestaltung“ des Sitzungssaals einen schlanken Fuß.

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Einmal mehr lässt Herne damit eine deutliche Haltung vermissen. Zur Erinnerung: Schon bei der Diskussion um den Erhalt der Hallenbad-Mosaike des Künstlers und früheren NSDAP-Mitglieds Edmund Schuitzbekleckerten sich städtische Verantwortliche nicht mit Ruhm und verweigerten - assistiert von SPD und CDU - eine damals aus der Opposition geforderte breite und transparente Debatte.

Unabhängig von aktuellen Ausweichmanövern und Eiertänzen bleibt festzuhalten: Dass sich Herne mehr als 75 Jahre nach der Befreiung von den Nazis immer noch mit solchen Fragen befassen muss, dokumentiert auf erschütternde Weise die Versäumnisse und das Versagen früherer Generationen.