Herne. Der Immobilienfonds Brookfield ist seit 2021 Besitzer des Wohnblocks an der Emscherstraße. Nun hat er angekündigt, die Siedlung zu sanieren.
• Sanierung soll Haus für Haus geschehen
• Bis 2025 soll die Renovierung abgeschlossen sein
• Kosten könnten bei rund 30 Millionen Euro liegen
Bei der Stadt Herne keimt die Hoffnung, dass sich der desolate Zustand des Wohnblocks an der Emscherstraße in Wanne in absehbarer Zeit ändert. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen der Verwaltungsspitze mit dem neuen Eigentümer.
Zur Erinnerung: Die Siedlung steht bereits seit mehreren Jahren im Fokus. Ob die Verwaltungsgesellschaft Altro Mondo hieß oder später Belvona - die Liste der Klagen über Mängel ist lang. Aufzüge funktionieren nicht, Heizungsanlagen sind defekt. Reparaturen waren entweder komplette Fehlanzeige oder wurden nicht nachhaltig ausgeführt. Im vergangenen Dezember eskalierte die Lage, als die Stadt Herne zwei Häuser für unbewohnbar erklärte. Eine folgende Bestandsaufnahme offenbarte, dass nur noch 35 der 224 Wohnungen bewohnt sind.
In der Vergangenheit war es der Verwaltung schwer gefallen, einen verantwortlichen Ansprechpartner für die Zustände zu finden, denn hinter den Verwaltungsgesellschaften stand als Eigentümer das Unternehmen Degag mit einem schwer zu durchschauenden Firmengeflecht. Inzwischen ist die Silver Wohnen 4 GmbH Eigentümerin. Mutterkonzern ist die Brookfield Corporation (Kanada) – mit einem Vermögen von über 720 Milliarden US-Dollar eine der weltgrößten Investmentgesellschaften. Die hatte bereits 2021 Degag-Bestände in mehreren NRW-Städten übernommen, offenbarten Recherchen der Herner WAZ-Redaktion. Die Rede ist von 6600 Wohneinheiten.
Brookfield-Chef: Herner Siedlung ist eine der schlechtesten im Bestand
Nachdem Brookfield-Deutschland-Chef Karl L. Wambach vor einigen Wochen der Stadt Herne signalisiert hatte, Abhilfe zu schaffen, erläuterte er seine Pläne vor wenigen Tagen persönlich im Herner Rathaus, wie Stadtdirektor Hans Werner Klee im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion bestätigte.
Wambach betrachte die Siedlung als eine der schlechtesten des Pakets, das Brookfield von der Degag übernommen hat, so Klee Inzwischen habe der neue Eigentümer das internationale Unternehmen MVGM mit der Verwaltung der Siedlung beauftragt. Erste Begehungen seien geschehen, unter anderem seien offen stehende Hauseingänge verriegelt worden. Belvona sei damit für die Emscherstraße Geschichte, so Klee. Wambach habe signalisiert, dass die komplette Siedlung bis zum Jahr 2025 saniert werden soll, um dann wieder „attraktiven, familienfreundlichen und bezahlbaren Wohnraum“ anbieten zu können.
Generalsanierung könnte bis zu 30 Millionen Euro kosten
Brookfield habe bereits mit Goldbeck ein namhaftes Bauunternehmen für die Generalsanierung gewonnen. Das ist in Herne nicht unbekannt: Goldbeck hat in Unser Fritz das Logistikzentrum für Duvenbeck errichtet. Die Sanierung an der Emscherstraße solle Haus für Haus geschehen. Finanziell wird sie sicher mit einem zweistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen. In der Immobilienbranche wird in aller Regel mit Sanierungskosten zwischen 1500 und 2000 Euro pro Quadratmeter kalkuliert. Rechnet man das auf den kompletten Bestand an der Emscherstraße hoch, landet man im Bereich von 30 Millionen Euro.
Stadt Herne hat Fördermöglichkeiten aufgezeigt
Doch wie verlässlich sind die Ankündigungen? „Wir sind verhalten optimistisch“, so Klee. Wambach habe erläutert, dass man den Kauf der Degag-Bestände als Einstieg in den deutschen Wohnungsmarkt betrachte. Die Stadt Herne habe im Gegenzug die Möglichkeiten der Landesförderung aufgezeigt und angeregt, Kontakt mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach aufzunehmen. Man habe aber auch klar gemacht, dass man in den kommenden Monaten - und wahrscheinlich Jahren - genau hinschauen werde, ob den Worten Taten folgen. Klee: „Wir haben Herrn Wambach darauf hingewiesen, dass Brookfield einen guten Namen hat und keine Lust haben dürfte, diesen durch leere Versprechen zu verlieren.“
Die Herner WAZ-Redaktion hat versucht, ein Statement vom Brookfield-Chef zu bekommen, doch eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet.
>>> MINISTERIUM BEOBACHTET DAS GESCHEHEN
• Das NRW-Bauministerium teilte auf Anfrage mit, dass man die Entwicklung rund um die ehemaligen Altro Mondo/Belvona-Bestände genau beobachte und mit den betroffenen Städten im Austausch stehe.
• In der Vergangenheit, als die Bestände noch unter der Flagge von Altro Mondo waren, hatte das Bauministerium zwei großangelegte Kontrollen durchgeführt und zahlreiche Mängel entdeckt.