Wanne-Eickel. Nach vielstimmigen Protesten aus der Nachbarschaft hatte das Energieunternehmen Eon die Pläne für ein neues Heizkraftwerk an der Kastanienallee in Wanne-Eickel überarbeitet. Während die Stadt diesen nun zustimmen will, bleibt der Umweltschutzverband BUND bei seiner Kritik.
Nach vielen Einwendungen aus der Nachbarschaft hatte das Energieunternehmen Eon die Pläne für das neue Heizkraftwerk an der Kastanienallee in Wanne-Eickel im Frühjahr 2009 gestoppt und verändert (wir berichteten). Die Stadt will der Politik nun vorschlagen, dem neuen Entwurf grünes Licht zu geben. Einer ersten Teilgenehmigung hatte sie aufgrund von Planungsfehlern noch die notwendige Zustimmung verweigert.
„Aus Sicht der Stadt sind die neuen Pläne jetzt okay”, sagt Sprecher Christian Matzko zur WAZ. Eine Aussage, die der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nicht nachvollziehen kann. „Wir haben uns die leicht veränderte Planung genau angesehen. Eigentlich hat sich an den Kernpunkten gar nichts verändert, das ist Augenwischerei”, sagt Claudia Baitinger, Sprecherin des BUND-Arbeitskreises technischer Umweltschutz.
Zu nah an einem reinen Wohngebiet
Hauptpunkt der Kritik: „Wir halten vor allem den Standort in unmittelbarer Nähe zu einem reinen Wohngebiet nach wie vor für nicht genehmigungsfähig”, sagt Baitinger. Mit Blick auf das zuletzt gestoppte Kraftwerksprojekt in Datteln habe Eon offensichtlich „nichts dazugelernt”. In Datteln hatte das Oberverwaltungsgericht Münster das Milliarden-Projekt weitgehend auf Eis gelegt – unter anderem, weil es sich zu nah an einem Wohngebiet befinde. Ob Datteln 4 nun noch zu realisieren ist, ist offen.
Darüber hinaus hält der BUND das neue, mit Heizöl befeuerte Kraftwerk im Dreieck Kastanienallee / Sennestraße in Eickel für überflüssig. Baitinger: „Hier werden Überkapazitäten produziert, die nicht notwendig sind.” Statt ein neues 280-Megawatt-Fernwärme-Kraftwerk für Spitzenzeiten zu errichten, sollte Eon lieber einen Vertrag mit Evonik-Steag über die Lieferung von Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Baukau abschließen. Von dort könnte die notwendige Energie kommen. Bisher speise Evonik nur einen Bruchteil der in Baukau produzierten Wärme ins Herner Netz ein.
40 Millionen Euro sollen investiert werden
Etwa 40 Mio. Euro will Eon ersten Planungen zufolge in den neuen Nebenstandort investieren. Der liegt in unmittelbarer Nähe zu dem 1957 in Betrieb genommenen Steinkohlekraftwerk Shamrock, das Ende 2012 abgeschaltet wird. Die dort bisher produzierte Fernwärme sollte künftig aus Datteln kommen, von dem dort geplanten Kohlekraftwerk Datteln 4. Das neue Werk in Eickel soll lediglich zu Spitzen- oder Reparaturzeiten, laut Eon aber am liebsten gar nicht in Betrieb gehen, um Fernwärme in die Netze Wanne-Eickel, Bochum und Recklinghausen einspeisen.
Der BUND fordert die Kommunalpolitik dazu auf, sich einmal mehr eingehend mit den Eon-Plänen zu beschäftigen. „Die Politik darf sich hier nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und einfach das abnicken, was die Verwaltung vorschlägt”, meint Baitinger. Ohne gemeindliches Einvernehmen – ohne Zustimmung der Stadt also – könne Eon an der Kastanienallee nicht tätig werden.