Herne. Das Wananas Herne bietet jetzt für 1,50 Euro einen Duschtarif an. Die Redaktion macht den Test: Reichen 30 Minuten auch für Schwimmen und Sauna?
Die grüne Leuchte am Drehkreuz blinkt auf. Ab jetzt tickt die Uhr rückwärts. In genau 30 Minuten müssen wir wieder raus sein. Sonst werden aus den rekordverdächtig günstigen 1,50 Euro satte 9 Euro. Aber kann man denn in 30 Minuten wirklich vernünftig schwimmen gehen? Wir probieren aus, was man für den neuen „Duschtarif“ im Wananas alles schaffen kann. Das Ergebnis ist überraschend.
Zeitsparen mit der richtigen Taktik: Schon beim Ausziehen ans Anziehen denken
Viel Zeit zum Orientieren bleibt nicht. Hinein in die erste freie Umkleidekabine. Tasche auf! Badehose raus! Klamotten runter. „Alles richtig zusammenlegen fürs Anziehen“, hatte die Gattin zuhause geraten. „Sonst wird die Zeit später eng.“
Auf dem Weg zum Spind stehen noch 27:24 Minuten auf der Uhr. Wir entscheiden uns für ein Fach direkt neben der Dusche. Bloß keine Umwege laufen. Die Spindtür im erst im Dezember 2016 eröffneten modernen Bad lässt sich unproblematisch mit dem Chip am Schlüssel verschließen. Das spart Zeit, man muss nicht nach Kleingeld suchen.
Nach vier Bahnen noch 22:32 Minuten Zeit auf der Uhr
Schnell unter die Dusche. Damen links, Herren rechts. „Bitte duschen Sie so kurz wie möglich“, steht auf einem Schild an der Tür. Ganz unser Motto. Denn für viel mehr bleibt ja auch überhaupt keine Zeit. Und wenn man ehrlich ist, soooo lange muss man auch nicht unter der Brause stehen. Zwischenstand nach dem Duschen: 26:24 Minuten. Bei einem normalen Schwimmbadbesuch würde man jetzt so langsam ans Rausgehen denken.
Hinein ins Bad. Ein eleganter Hechtsprung würde den Weg ins Wasser verkürzen. Wir nehmen aber doch lieber die Treppe – Sie kennen das ja: Vom Beckenrand springen verboten… Die Frühschwimmer schauen interessiert. Neben Müttern mit kleinen Kindern, ist am Vormittag vor allem die ältere Generation vertreten. „Sie schwimmen verkehrt rum“, moniert die Dame. Ups, da haben wir in der Eile glatt übersehen, dass es hier eine Einbahnstraßenregelung gibt. Nach der vierten 25-Meter-Bahn zeigt der Countdown 22:32 Minuten an. Noch nicht einmal ein Drittel der Zeit ist rum.
Duschtarif im Wananas sorgt für reichlich Aufmerksamkeit und ein großes Medienecho
Wananas-Chef Lothar Przybyl beobachtet das Treiben interessiert vom Rand aus. Sein Duschtarif hatte für ordentlich Aufmerksamkeit gesorgt. Manche Gäste verstanden das sogar falsch, dass sie jetzt extra fürs Duschen zahlen sollten. Letztlich handelt es sich bei dem Duschtarif aber nur um einen Super-Kurz-Tarif fürs ganze Schwimmbad. Nach eher verhaltenem Start in der ersten Januar-Woche hat sich das neue Modell aber mittlerweile rumgesprochen. „Wir haben schon einen Stammgast beim Duschtarif“, sagt Przybyl.
Nach zehn Bahnen, einem kurzen Plausch am Beckenrand („Wofür machen Sie eigentlich die Fotos? Sie sehen doch gar nicht aus wie ein Model.“ Die Menschen sind hier so schön ehrlich…) ist Zeit für eine Pause. Rest: 15:10 Minuten. Das Wananas hat direkt am Beckenrand eine große Panorama-Sauna. Das könnte aber dann doch zu knapp werden. Ein guter Sauna-Gang braucht 10 Minuten. Es wäre vielleicht sogar noch Zeit für einen schnellen Kaffee in der Caféteria des Wananas. Aber wir sind ja nicht zum Geldausgeben hier, sondern zum Sparen.
Rutsche, Sauna, Kaffee und Kletterwand – was schafft man in der Zeit?
Also auf die kleine Innenrutsche. Die liegt direkt am Becken. Kostet nix und geht gut ab. Platsch! Eine Frau spendet dezent Applaus. Nach dem nächsten Rutschgang zeigt der Countdown 13:20 Minuten. Da dürften noch ein paar Bahnen drin sein. Vorher noch kurz auf die Kletterwand. Dafür müsste man nur etwas mehr Kraft in den Fingern haben. Die Zeit reicht noch einmal für sechs Bahnen, macht 16 Bahnen in der Summe. Das sind satte 400 Meter. Viel mehr wären es wohl auch bei einem längeren Schwimmbadaufenthalt nicht gewesen. Bei 6:16 geht’s raus aus dem Becken.
Noch einmal schnell unter die Dusche (ja, wir wissen es doch: So kurz wie möglich!). Die Spindtür öffnet sich bei 4:35 Minuten. In die Umkleide geht’s bei 4:10 Minuten. Jetzt zahlt es sich aus, vorher alles sortiert zu haben. Unterhose, Socken, T-Shirt, Pullover, Hose, Schuhe, Jacke, Brille. Fertig. 2:20 Minute Rest. Das reicht dicke auf dem Weg zum Drehkreuz.
Bleibt noch Zeit zum Föhnen? Oder braucht man eine Badekappe?
Oh, da haben wir glatt die Tasche vergessen. Noch einmal kurz zurück in die Kabine. Fürs Föhnen bleibt jetzt keine Zeit mehr. Der kurze Sprint zum Drehkreuz wäre jetzt gar nicht mehr notwendig gewesen. 18 Sekunden Rest stehen auf der Uhr. Die Spannung steigt. Tatsächlich: Der Automat nimmt das Armband an. Kein Nachzahlen. Alles passt. Das war der wohl günstigste Schwimmbadbesuch aller Zeiten.
„Aufs Föhnen hättest du nicht verzichten dürfen“, monieren die langhaarigen Redaktionsmitglieder. Gut, Abstriche muss man machen. Vielleicht tut’s ja auch die gute alte Badekappe.
Was wäre denn, wenn jetzt alle Gäste nur zum Kurzbesuch kommen? Lothar Przybyl rechnet nicht damit. Das Angebot soll eine Ergänzung sein, vielleicht ganz neue Zielgruppen ansprechen. Und das Wananas ist in aller Munde. Wer dagegen zum Genießen kommt, der bleibt auch gerne etwas länger.