Herne. Jens Karpinski darf auf dem Kirmesplatz in Crange keine Weihnachtsbäume mehr verkaufen. Er greift die Stadt Herne an. Diese nennt einen Grund.
• Fläche wird als Anwohnerparkplatz gebraucht
• Karpinski ärgert sich über niedrige Pacht, die der Weihnachtszauber zahlen muss
• Karpinski: Anwohner nutzen die Fläche gar nicht
Wenn es in den vergangenen Jahren Zeit wurde, einen Weihnachtsbaum zu kaufen - dann war der Verkaufsstand auf dem Cranger Kirmesplatz an der Ecke Heerstraße/Dorstener Straße für viele Hernerinnen und Herner eine feste Adresse. Betreiber Jens Karpinski hätte gerne auch in diesem Jahr Nordmanntannen und andere weihnachtliches Grün angeboten, doch er musste einem Parkplatz weichen. Karpinski fühlt sich von der Stadt Herne ausgebootet.
Mehr als 30 Jahre lang Weihnachtsbäume auf dem Kirmesplatz verkauft
Sein Vater habe an dieser Stelle mehr als 30 Jahre Weihnachtsbäume verkauft, er selbst habe das Geschäft 2006 übernommen – und ausgebaut. Er habe im Laufe der Jahre im ganzen Ruhrgebiet 18 Verkaufsstellen etabliert. Crange sei so etwas wie sein Flaggschiff gewesen, erzählt der gebürtige Herner, der im Hauptberuf bei der Sparkasse Essen angestellt ist.
Wie üblich habe er bereits in der ersten Januarwoche dieses Jahres die Fläche für das Jahresende beantragt, doch diesmal habe er lange nichts gehört. Im Mai habe er schließlich eine Ablehnung erhalten. Als Begründung sei eine politische Entscheidung genannt worden. Konkret: In den vergangenen Jahren hätte gerade der Parksuchverkehr immer wieder zu Beschwerden geführt, deshalb werde die Fläche in diesem Jahr als Anwohnerparkplatz genutzt.
Was Karpinski auf die Palme bringt: Die Fläche werde so gut wie gar nicht genutzt. Er habe an einem Freitag um 18 Uhr nachgeschaut – die Fläche sei leer gewesen. Außerdem würden darauf sowieso kaum mehr als 30 Autos Platz finden. Gesteigert wird sein Ärger noch durch den Umstand, dass er für einige hundert Quadratmeter für drei Wochen 3000 berappen musste, der Veranstalter des Weihnachtszaubers für den gesamten Platz und die Dauer von rund sechs Wochen weniger als 10.000 Euro Pacht an die Stadt zahlen müsse. Darüber hinaus verursache der Weihnachtszauber bei der Stadtverwaltung 3000 Arbeitsstunden, was 185.000 Euro Personalkosten entspreche. Mit seinem Verkaufsstand läge der Aufwand nur bei einigen Minuten.
Stadt: Fläche wird dringend als Anwohnerparkplatz benötigt
Die Stadt Herne verweist auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion darauf, dass die Verwaltung nach dem Weihnachtszauber 2021 analysiert habe, welche Verbesserungsmöglichkeiten für 2022 vorgenommen werden könnten. Diese Verbesserungen hätten insbesondere auf einen erhöhten Anwohnerschutz und die Verbesserung der Verkehrsführung abgezielt. Die Maßnahmen bedingten sich teilweise gegenseitig und könnten daher nicht einzeln gesehen werden. Die Erhöhung der Parkkapazität insgesamt sei das höchste Ziel, da 2021 der Parksuchverkehr als eines der Hauptprobleme ausgemacht worden sei. Außerdem sei ein fehlender Anwohnerparkplatz bemängelt worden, dieser habe nur an dieser Stelle eingerichtet werden können, da dort eine separate Zufahrt vorhanden sei. Nach diesem Konzept sei eine Nutzung der ehemaligen Fläche für einen Weihnachtsbaumverkauf nicht mehr möglich, damit die Ziele des Konzeptes erreicht werden können. „Nach unserer Ansicht haben wir mit dem Konzept in bisherigen Verlauf der Veranstaltung im Jahr 2022 eine deutliche Verbesserung, insbesondere für die Anwohner, erreicht“, teilt die Stadt mit.
Dass der Platz gar nicht genutzt werde, sieht die Stadt anders: Bei durchgeführten Kontrollen hätten unterschiedliche Auslastungsgrade festgestellt werden können, an stark frequentierten Tagen seien bis zu 50 Prozent der Stellplätze belegt worden.