Herne. Eine Herner Familie hat die Energiewende bereits vollzogen - mit dem Bau eines Passivhauses. Am 12. November öffnet sie es für Besucher.
Die Weltgemeinschaft diskutiert in diesen Tagen bei der Weltklimakonferenz, wie man den Klimawandel noch einigermaßen erträglich gestalten kann. In Deutschland sucht man angesichts explodierender Energiepreise nach Wegen, wie man aus dem Verbrauch von fossiler Energie aussteigen kann. Diesen Schritt hat eine Herner Familie längst vollzogen – mit dem Bau eines sogenannten Passivhauses. Am kommenden Samstag, 12. November, öffnen sie es, um Interessenten zu erläutern, wie die eigene Energiewende gestaltet werden kann.
Monika Lottritz und Michael Schön haben sich bereits 2011 für diesen Weg entschieden. Dabei hätten sie ursprünglich lieber ein Haus saniert, weil dies nachhaltiger gewesen wäre, erzählen sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Da dieser Plan nicht aufgegangen sei, hätten sie sich für den Bau eines Passivhauses entschieden und seien dafür nach Herne gezogen. Sie kommt aus Gelsenkirchen, er aus Essen.
Holzrahmenbauweise und Zellulose als Dämmstoff
An der Straße des Bohrhammers konnten sie auf einem Grundstück das Haus so planen, dass ihr ökologischer Fußabdruck möglichst klein bleibt. Dazu zählt unter anderem, dass das Gebäude in Holzrahmenbauweise entstanden ist, als Dämmstoff wurde Zellulose verwendet. Selbstverständlich ist das Haus nach Süden ausgerichtet, sodass die Wärme der Sonne als Heizenergie genutzt werden kann. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wird die Sonne zudem für die Stromgewinnung angezapft. Und im Gegensatz zu den allermeisten Einfamilienhäusern sind bei Familie Lottritz/Schön die Schlafräume im Erdgeschoss und der Wohnbereich im Obergeschoss. Das sei energetisch günstiger, weil Schlafräume generell kühler sind.
„Wir haben damals mit diesem Bau Neuland betreten“, erzählen Lottritz und Schön und nennen dafür das Beispiel der Wärmepumpe. Während Wärmepumpen seit einigen Monaten ausverkauft sind und die Lieferzeiten bei bis zu einem halben Jahr liegen, gab es vor elf Jahren gar kein Modell, das passend für ein Einfamilienhaus war. Erst über Umwege wurden Lottritz und Schön bei einem österreichischen Hersteller fündig. Natürlich kennen sie den Herner Wärmepumpen-Pionier Waterkotte, doch deren Anlagen seien zu groß für ihre Bedürfnisse gewesen.
Familie hat ihr Verbrauchsverhalten an die Stromproduktion angepasst
Die Investition in den Neubau sei damals deutlich höher gewesen als bei einer herkömmlichen Bauweise, doch Lottritz und Schön hatten in ihrer Kalkulation auch die Betriebskosten für die nächsten 30 Jahre betrachtet. Und schon 2011 sei klar gewesen, dass die Preise für Strom steigen würden. Die aktuelle Entwicklung gibt ihnen mehr als recht. Ihren Verbrauch hat die Familie immer mit einem Monitor im Blick, der verschiedene Daten anzeigt. Ihr persönliches Verbrauchsverhalten hätten sie der Stromproduktion angepasst. Die Spülmaschine laufe nicht mehr zu einer Zeit, in der die Photovoltaikanlage keinen Strom liefert.
Die beiden sind sich bewusst, dass sie das Prinzip des Passivhauses sehr weit durchdekliniert haben, doch wenn man sich mit dem Thema beschäftige, werde offensichtlich, dass es auch an anderen Gebäuden umsetzbar sei. Wären diese Prinzipien früher umgesetzt worden, „wären wir mit der Energiewende schon weiter“, so Monika Lottritz. Die Diskussion um die Energiepreisexplosion sowie Gas- und Strompreisdeckel verfolgen sie entspannt. Selbst wenn sich für sie der Strompreis verdopple, sei dies im familiären Gesamtbudget zu vernachlässigen. Doch kalt lässt sie die Lage, die der Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöst habe, beileibe nicht. „Die Gesamtsituation ist schon traurig.“
Monika Lottritz und Michael Schön öffnen ihr Passivhaus an der Straße des Bohrhammers 29 am kommenden Samstag, 12. November. Anmeldung bitte über ph@mlplus.de.