Parteien in Herne: Wo sich das Personal-Karussell dreht

Herne. Zwei Parteien in Herne suchen einen Geschäftsführer. Und dann ist da noch ein Ex-Geschäftsführer, der aus seiner Partei ausgetreten ist.

Nachfolger gesucht: Nach der CDU brauchen nun auch die Grünen in Herne einen neuen Geschäftsführer. Derweil hat ein Ex-Landesgeschäftsführer der Jungen Union in seiner neuen Partei das Handtuch geworfen.

Kreuz mit den Geschäftsführern

Sie wirken (fast) ausschließlich im Hintergrund, sind für Parteien aber unverzichtbar und tragen nicht unwesentlich dazu bei, dass der Laden läuft: Kreisgeschäftsführerinnen und -geschäftsführer. In Herne gibt es aktuell in gleich zwei Parteien vakante Stellen – allerdings unter völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Die Grünen haben in dieser Woche den Abschied von Stephan Tondorf verkündet. Dieser wird schon ab dem 1. Dezember die Geschäfte der Partei in seiner Heimat Gelsenkirchen führen, wo er auch als Bezirksverordneter politisch aktiv ist. Seine erst kürzlich von 20 auf 25 Stunden aufgestockte Stelle ist bereits neu ausgeschrieben worden. Der Herner Kreisverband kann auf dieser wichtigen Position seit dem Wechsel von Raoul Roßbach zur Landespartei 2018 – nach zwölf Jahren als Geschäftsführer – nicht gerade auf Kontinuität setzen; auch Tondorf kommt auf nur knapp zwei Jahre in Herne. Andererseits ist die Fluktuation ein Spiegelbild zu den häufigen Wechseln in der Parteispitze der Herner Grünen.

Wartet weiter auf einen Geschäftsführer: Hernes CDU-Chef Christoph Bußmann, hier in der Wahl-Arena von WAZ Herne und Radio Herne vor der letzten Bundestagswahl 2021. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Probleme, die die CDU sicherlich gerne hätte. Die Christdemokraten warten nämlich seit fast sechs Monaten auf ein Zeichen aus der Landespartei, dass die (von der NRW-CDU finanzierte) Geschäftsführung wiederbesetzt werden kann. Kai Wahler ist bekanntlich bereits im Juni 2022 zur CDU Essen gewechselt. Seitdem behelfe man sich im Parteibüro auf der Bahnhofstraße mit eingeschränkten Öffnungszeiten und dem ehrenamtlichen Einsatz von Vorstandsmitgliedern, sagt Hernes CDU-Chef Christoph Bußmann. Landesvorsitzender (und Ministerpräsident) Hendrik Wüst habe ihm kürzlich signalisiert: Nach der Neubesetzung der Stellen des Landesgeschäftsführers und des CDU-Generalsekretär werde auch für Herne „eine Lösung gefunden“. Nach Wiederbesetzung klingt das nicht gerade.

Kreuz mit formal aufgelöstem Flügel

Apropos Geschäftsführer. Markus Dossenbach war früher Landesgeschäftsführer der Jungen Union in Thüringen. 2013 wechselte er von der CDU zur AfD, machte dort für die Partei in Berlin Karriere. Was das mit Herne zu tun hat? 2021 gab Dossenbach, Mitgründer und Ex-Sprecher der „Alternative der Mitte“ in der AfD, ein Gastspiel in Herne: Der 54-Jährige aus dem Schwarzwald trat vor der Bundestagswahl im Wahlkreis Herne/Bochum II für die AfD als Direktkandidat an und holte 9,8 Prozent. Nun hat er auch der AfD den Rücken gekehrt.

Markus Dossenbach – hier ebenfalls in der Wahl-Arena von WAZ Herne und Radio Herne vor der Bundestagswahl 2021 – ist aus der AfD ausgetreten. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Grund dafür sei das Ergebnis der Vorstandswahlen auf dem AfD-Bundesparteitag im Sommer, bei denen fast alle neuen Vorstandsmitglieder „mit sichtbarer Unterstützung des formal aufgelösten Flügels gewählt wurden“, sagt er der WAZ. Gemeint ist: der Flügel, in dem sich völkisch-nationalistische und rechtsextreme Kräfte um den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke sammeln. Ein weiterer Grund sei die „veränderte politische Ausrichtung der Partei“. Diese, so Dossenbach, spiegele sich „in der negativen, programmfernen Positionierung zur Ertüchtigung unserer Streitkräfte“ und „in der desaströsen Haltung zum russischen Vernichtungskrieg“ wider. Dass der Ex-Junge-Union-Landesgeschäftsführer Dossenbach auf einen der vakanten Geschäftsführer-Posten in Herne schielt, ist allerdings nicht zu erwarten.