Herne. Jens Dirksen und Hubertus Janssen präsentierten in Herne ihr Programm „Wortwetterleuchten“. Ein zentraler Punkt: die Kommaschildlaus.
„Wortwetterleuchten“ heißt das neue Bühnenprogramm von Jens Dirksen und Hubertus Janssen, in dem das Duo am Mittwochabend im Literaturhaus HerneGartenkolumnen und Gedichte vorgestellt hat. Ursprünglich sollte das Programm bereits 2020 auf die Bühne kommen, erzählte Dirksen. Doch dann kam der Lockdown. „Sie erleben jetzt also die Welturaufführung“, so der Journalist und Leiter der WAZ Kultur mit launigem Humor. Er trug Texte aus dem „Landwirtschaftlichen Feuilleton“ der WAZ vor, Hubertus Janssen zitierte Gedichte aus seinen beiden Bänden „Der Lurch hält durch“ und „Der Labrador im Sprachlabor“.
Dirksen entpuppte sich als Spezialist für Apfelsorten. Man müsse „ausprobieren, ob die im eigenen Garten auch so gut wachsen wie im Bilderbuch“, meinte er lakonisch. Apfelspezialisten müssen natürlich bestens Bescheid wissen über alles, was der Frucht schaden könnte. Pflichtlektüre seien also Bücher über Pflanzenkrankheiten, eine „Fundgrube für begabte Hypochonder“, wie der Journalist mit einem Augenzwinkern feststellte. Denn plötzlich auftretende dunkle Flecken an Äpfeln sind ein böses Zeichen. Nachdem er sämtliche Möglichkeiten durchgegangen ist, kommt er zu dem Schluss: Die Äpfel haben Sonnenbrand. Hat er doch glatt vergessen, sie mit Sonnencreme zu behandeln. . .
Herne: Geschichten von der Kommaschildlaus und dem Gänserich aus Telgte
Beiläufig machte er sich dabei auch Gedanken über die Kommaschildlaus, die sich wohl aus dem Garten ab und an auch in seine Redaktion verirre, wo sie die Kommata verschiebt und ab und an auch mal ein Komma verputzt; das erkläre die gelegentlichen Ungereimtheiten in der Zeichensetzung.
Hubertus Janssen dagegen ist der Wetterspezialist. Und das Wetter beleuchtet er schon auch mal aus tierischer Perspektive. So schwelgte ein Gänserich aus Telgte noch in Kap Hoorn vom „Telgter Sommer“. Überhaupt widmet der Dichter den Jahreszeiten zahllose Verse, in die er virtuose und witzige Wortspiele einflicht. So sinnierte er über Nebelgeflüster in Nebelbänken, die ihn an feuchte Wasserschränke erinnern. Diese Gedanken kontert Dirksen trocken mit der Bemerkung, dass ein Gärtner solche Herbstdepressionen nicht kenne.
Ein anderes Feuchtgebiet ist der Regen. Mit Blick auf den langen heißen Sommer stellt Janssen fest: „Es ist so wunderschön, es regnen zu seh’n.“ In einer Reihe von durchnummerierten Gedichten mit dem Titel „Verwirrung“ lässt Janssen seine Gedanken zum Wetter schlaglichtartig Revue passieren und kommentiert dazu auch Bezüge zu aktuellen Entwicklungen wie dem Klimawandel.